: Nigerias Militärs lassen einige Kritiker frei
■ Staatschef General Abacha bittet darum, „gewisse Ereignisse“ zu „übersehen“
Lagos (rtr/AP/taz) – Nigerias Militärregime hat am Neujahrstag vier politische Gefangene aus der Haft entlassen. Die gestern von nigerianischen Regierungskreisen bestätigten Freilassungen betreffen führende Gewerkschafter und Mitarbeiter des nach wie vor inhaftierten Siegers der annullierten Präsidentschaftswahl von 1993, Moshood Abiola. Am Silvestertag war bereits ein Führungsmitglied der Oppositionsbewegung „Nationale Demokratische Koalition“ (Nadeco), Ademola Adeniji-Adele, nach 17monatiger Haft freigelassen worden. Das Militärregime in Nigeria, das die Existenz politischer Gefangener bestreitet, steht unter wachsendem internationalem Druck, seit es im November den international bekannten Schriftsteller und Menschenrechtsaktivisten Ken Saro-Wiwa hinrichten ließ.
Die Politik der Militärs ist jedoch widersprüchlich. In einer Ansprache gegen Jahresende 1995 hatte Staatspräsident General Sani Abacha erklärt: „Es kommt eine Zeit im Leben einer Nation, wenn gewisse Ereignisse zugunsten eines größeren Interesses übersehen werden müssen ... Laßt uns vergangene Bitterkeiten hinter uns lassen und gemeinsam hoffnungsvoll in die nationale Einheit marschieren.“ Er sprach bei der Vereidigungszeremonie für einen neugegründeten „Nationalen Versöhnungsrat“, der angeblich die Rückkehr Nigerias zur Demokratie vorbereiten soll. Am selben Tag jedoch wurden fünf Menschenrechtsaktivisten – darunter der Übergangsvorsitzende des Bündnisses „Kampagne für Demokratie“, Frederic Fasheun – in der Oppositionshochburg Abeokuta wegen Teilnahme an einer „verbotenen Kundgebung“ festgenommen.
Zudem steckten am vergangenen Sonntag Unbekannte das Verlagsgebäude des unabhängigen Medienkonzerns „AM News Management“ in Brand, in dem die regimekritische Tageszeitung AM News und das Wochenmagazin Tempo untergebracht waren. Schon vor zwei Wochen war das Gebäude der Zeitung The Guardian mit Maschinenpistolen beschossen und in Brand gesteckt worden. D.J.
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