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Ex-DDR als Vorbild

■ In den fünf neuen Bundesländern sinkt Akzeptanz des bundesdeutschen Systems

Bonn (AP) – Gut fünf Jahre nach der deutschen Vereinigung ist in den neuen Ländern die Skepsis gegenüber dem politischen und gesellschaftlichen System der Bundesrepublik dramatisch gewachsen. Nach einer gestern veröffentlichten Infratest-Repräsentativumfrage im Auftrag der Süddeutschen Zeitung akzeptierten im Herbst 1995 nur noch 33 Prozent der ostdeutschen Bürger das für sie neue System. 1990 lag die Akzeptanz noch bei 51 Prozent.

Für die Erhebung waren im Herbst 1995 in West- und in Ostdeutschland jeweils 1.000 Personen über 14 Jahren befragt worden. Jeder dritte Ostdeutsche (34 Prozent) ist danach der Meinung, daß keines der beiden Systeme überzeugt. Jeder fünfte (22 Prozent) sieht sogar die frühere DDR als Systemvorbild. Im Herbst 1990 waren nur elf Prozent dieser Meinung. In Westdeutschland hingegen wird das bundesdeutsche System von 86 Prozent grundsätzlich bejaht.

Einig sind sich die Deutschen in West und Ost in der Ansicht, daß ihre politischen Mitgestaltungsmöglichkeiten unzureichend sind. Für 68 Prozent wird der deutsche Staat von Kräften gestaltet, auf die die Bevölkerung keinen wirklichen Einfluß hat. Das gilt auch für den kommunalen Bereich und die Bundesländer: 64 Prozent sehen in ihrer Kommune und 69 Prozent im Land zu wenig Gestaltungsspielräume für die Bevölkerung.

Ungeachtet der aktuellen Probleme bezeichnen 36 Prozent der Deutschen in West und Ost ihre persönliche wirtschaftliche Lage als gut, weitere 52 Prozent als einigermaßen zufriedenstellend. 61 Prozent wären schon damit zufrieden, wenn sie ihren Lebensstandard in den nächsten zehn Jahren zumindest halten könnten.

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