: Verkehrsverbund bekommt Zuwachs
■ Neue Tarife sind meist günstiger, aber: Bahncards gelten nicht mehr zwischen Bremen und Bremerhaven / Regional-Schienenverkehr kommt organisatorisch erst 1997 zum VBN
Mit dem Jahreswechsel hat die Verkehrsgemeinschaft Bremen/Niedersachsen (VBN) Zuwachs bekommen. „Jetzt kann man mit einem einheitlichen Tarif von Nordenham oder Bremerhaven bis zur Grenze zu Nordrhein-Westfalen fahren“, freut sich VBN-Geschäftsführer Reiner Strenge. Und: Die Fahrpreise seien für die meisten Kunden niedriger als vorher. Studierende könnten mit ihrem Semesterticket bis an die Nordsee fahren.
Wer etwa aus dem Bremerhavener Umland nach Bremen zur Arbeit pendelt, brauchte bisher eine Monatskarte der Verkehrsgesellschaft Bremerhaven (VGB) und eine Monatskarte der Bahn. Satte 350 Mark mußten die Pendler dafür berappen – so Strenge. Jetzt können Pendler eine VBN-Gesamtnetzkarte für 275 Mark kaufen.
Möglich macht dies der Beitritt der Stadt Bremerhaven inklusive ihrer zum Kreis Cuxhaven zählenden Umlandgemeinden Loxstedt, Schiffdorf und Langen zur VBN. Auch der bisher nicht beteiligte südliche Teil des Landkreises Diep- holz und der Norden des Kreises Wesermarsch zählen jetzt zum Verkehrsverbund. Damit bedienen die 30 in der VBN zusammengeschlossenen öffentlichen und privaten Verkehrsunternehmen jetzt ein Gebiet von 8.500 Quadratkilometern mit 1,8 Millionen Einwohnern. Zum 1. Juli hat auch die Stadt Oldenburg ihren Beitritt zugesagt.
Schon zum Jahreswechsel hatte die Stadt gemeinsam mit dem Landkreis Ammerland zur VBN stoßen wollen. Doch weil Ammerland seinen Haushalt nicht verabschiedet hatte und die Finanzierung der Verkehrsangebote damit nicht gesichert war, blieb auch Oldenburg wegen der engen Verflechtung zu seinem Umland-Kreis erstmal außen vor. Nun will die Stadt unabhängig von den Ammerländern beitreten. In dieser Woche sei ein Gespräch mit Oldenburg und Ammerland über die Modalitäten vereinbart, sagt Strenge.
Irgendwann, träumt Strenge, sollte die VBN dann an den östlichen Grenzen des Kreises Rotenburg mit dem Hamburger Verkehrsverbund zusammenstoßen und auch den gesamten Kreis Cuxhaven umfassen.
Doch schon die jetzige VBN löst nicht bei allen Kunden Jubel aus. Bremerhavener Schüler zahlen jetzt 41 statt bisher 35 Mark für ihre Monatskarte. Vor allem aber die Bahncard-Besitzer klagen, daß ihre Ermäßigung zwischen Bremen und Bremerhaven auf der Strecke bleibt und nicht mehr gilt. Nichts zu machen - „einige fallen eben immer hinter runter“, räumt Strenge ein, Bahncards würden in keinem deutschen Regionalverkehrsverbund anerkannt. Obwohl die Schienenverbindungen erst frühestens 1997 von der VBN übernommen würden, hat die Bahn AG als VBN-Gesellschafter sich schon an die in anderen Verbünden geltenden Gepflogenheiten angepaßt.
Mehr zahlen allerdings nur Dumme: Wer allerdings ein Ticket von Wremen nach Bremen aus erwirbt, dem ersten Bahnhof außerhalb des Verbundsystems, kann seine Bahncard nutzen und zahlt nur 9,20 Mark statt des VBN-Sammelkartenpreises von 13 Mark für die kürzere Strecke Bremerhaven-Bremen.
Seine 13 Mitarbeiter sind nun damit beschäftigt, bis zum Beitritt Oldenburgs die Fahrpläne zu koordinieren, damit Züge nicht abfahren, bevor die Busse da sind. Methoden müssen entwickelt werden, mit denen auch bei einem Einheitstarif im Verbund der Ort des Fahrtantritts und auch des Ticketkaufs ermittelt werden kann. Denn die Gebietskörperschaften als neue Träger des öffentlichen Nahverkehrs sind gesetzlich verpflichtet, den jeweiligen Verkehrsunternehmen die ihnen zustehenden Einnahmen zukommen zu lassen.
Die Kooperation unter den Landkreise und kreisfreien Städte muß noch enger werden. Strenge hofft, daß Kreistage und Stadträte in diesem Jahr den Beitritt zu einem echten Zweckverband absegnen, um den öffentlichen Verkehr in der Region noch besser abstimmen zu können. jof
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