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Vom Sternenhimmel zum Pantoffelkino

■ Lübecker Astronomie-Professor ermöglicht dreidimensionale Videos

Andere Männer seines Alters sitzen im Schaukelstuhl und lesen Zeitung. Doch Schaukelstühle interessieren Peter von der Osten-Sacken höchstens als physikalisches Phänomen, und statt zu lesen, zieht der 86jährige Professor der Astronomie aus Lübeck es vor, Bücher über Astronomie zu schreiben. Am liebsten aber erforscht er die Möglichkeit, bewegte Bilder dreidimensional aufzunehmen und wiederzugeben.

Kurz vor Weihnachten ist ihm eine Erfindung geglückt, auf die er ziemlich stolz ist. Ein Vorsatzgerät für Videoprojektoren bringt Videobilder dreidimensional auf die Leinwand, die zuvor mit einer ebenfalls von ihm entwickelten Kamera aufgenommen wurden. „Mit Hilfe von Spiegeln und Prismen nimmt die Kamera getrennte Bilder fürs rechte und fürs linke Auge auf,“ erläutert der Professor. „Der Projektorvorsatz fügt sie wieder zusammen, so daß ein wirklich naturgetreues Abbild der Realität entsteht.“

Die dritte Dimension des Sehens fasziniert den Baron aus einer kurländischen Adelsfamilie seit 30 Jahren. Die Naturwissenschaften bewegen ihn bereits seit frühester Jugend, „vor allem Astronomie, Physik und Mathematik“, erzählt er. Nach dem Krieg verschlug es ihn nach Eutin. Um seine Familie zu ernähren, eröffnete er dort ein Radiogeschäft. „Ein Vetter organisierte Einzelteile von abgewrackten Militärflugzeugen. Ich erinnerte mich an meine militärische Ausbildung als Funkanlagentechniker und baute daraus Radios,“ erzählt der Baron.

Anfang der fünfziger Jahre kam er als Lehrer an verschiedene Lübecker Gymnasien. Neben dieser Lehrtätigkeit gründete er 1951 die Lübecker Sternwarte. Obwohl er ihre Leitung vor einigen Jahren abgegeben hat, fühlt er sich diesem Institut noch immer verbunden. „Leider dehnt sich die Stadt immer weiter aus. Ihre Lichter machen es immer schwerer, den Sternenhimmel zu beobachten,“ bedauert er. Die astronomischen Vorträge in der Sternwarte waren es, die sein Interesse für 3D-Bilder weckten. „Es ist einfach schwerer, Entfernungen korrekt einzuschätzen, wenn den Bildern der räumliche Aspekt fehlt,“ erläutert er. Doch seiner Erfindung räumt er nicht nur im Rahmen wissenschaftlicher Vorträge, bei Unterricht und Ausbildung Chancen ein, sondern auch beim Heimkino: Ein Lübecker Fernsehhändler will sie im Laufe des Jahres auf den Markt bringen. Die Ausrüstung fürs dreidimensionale Videovergnügen soll dann etwa soviel kosten wie ein normales Fernsehgerät. Maria Hans

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