: Atommüll auf Tour
■ Krümmel-Blockade konnte Castor nicht stoppen / Blockierer freigesprochen
Die knapp 50 BlockiererInnen waren für die Polizei kein Problem. Rund fünf Stunden lang durften die AtomkraftgegnerInnen das „Schienentor“ des AKW Krümmel belagern, dann trugen die Beamten sie auf einen Parkplatz nahe des Pumpspeicherwerks Geesthacht und nahmen die Personalien von 36 Personen auf.
Seit acht Uhr morgens hatten die Anti-Atom-Aktivistinnen vor dem Werksgelände ausgeharrt, den Eingang mit ihren Körpern und mitgebrachten Fässern blockiert und eine Weiche besetzt. Bereits am Tag zuvor hatten mehr als 40 AtomgegnerInnen mehrere Stunden lang eine Kraftwerkseinfahrt dichtgemacht.
Nach der Ingewahrsamnahme der 36 „StörerInnen“ setzte sich der Zug, beladen mit einem dem „Castor-ähnlichen TN-Behälter“ voller abgebrannter, hochradioaktiver Brennelemente gegen 13.30 Uhr planmäßig in Bewegung. Die strahlende Fracht ging über Bergedorf und Rothenburgsort Richtung Maschen bei Hamburg, um von dort aus Kurs auf die französische Wiederaufbereitungsanlage in La Hague zu nehmen. Der Transport, der ursprünglich bereits im vergangenen Jahr hatte stattfinden sollen, war wegen des Generalstreiks der französischen Eisenbahner mehrfach verschoben worden.
Die 36 Personen, deren Personalien von der Polizei festgestellt wurden, können hoffen, daß eine mögliche Anzeige gegen sie zu einem ähnlichen Ergebnis führt wie ein gestern vor dem Itzehoer Amtsgericht durchgeführter Prozeß. Die Richter sprachen den 30jährigen Andreas P. – der am 20. März an der Blockade eines Atomtransportes von Brokdorf nach Sellafield teilgenommen hatte – frei. Er war wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte angeklagt worden. Zudem soll er Körperverletzung begangen haben, indem er Bereitschaftspolizisten getreten und geschlagen habe.
Neun MitstreiterInnen kamen hingegen nicht ganz so glimpflich davon: Sie wurden zu Bußgeldern von jeweils knapp 300 Mark verurteilt. Marco Carini
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