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Waffen für einen Krieg, der nie endet

Auch dieses Jahr werden wieder mehr als 25.000 Zivilisten von einer einfachen und billigen westlichen Erfindung getötet oder verstümmelt werden. 100 Millionen Landminen warten weltweit auf ihre Opfer. 100.000 von ihnen werden jährlich beseitigt, zwei Millionen neu ausgesät“, konstatierte eine britische Zeitung im Herbst vergangenen Jahres. Gerade waren in Wien die Vertreter der Regierungen der Welt zusammengekommen, um über die zukünftige Verwendung dieser Massenvernichtungswaffe zu verhandeln. Die Konvention gegen den Einsatz inhumaner Waffen sollte überprüft werden. Das Internationale Rote Kreuz, zahlreiche Hilfsorganisationen und sogar UNO-Generalsekretär Butros Ghali hatten sich dafür eingesetzt, Anti-Personen-Minen zu verbieten. Eine solche Forderung sei „sympathisch, letztlich aber weder realistisch noch sinnvoll“, befand der deutsche CDU-Politiker Friedberg Pflüger. Mit dieser Ansicht stand er keineswegs allein: Mit der SPD hatte es die Regierungsmehrheit im Bonner Parlament vor der UNO-Konferenz abgelehnt, eine vollständige Ächtung aller Landminen zu beschließen. Statt dessen forderte der Bundestag ein weltweites Verbot der Entwicklung, Produktion, des Exports und des Einsatzes von fernverlegten Minen, die keinen Selbstzerstörungsmechanismus haben. Auch die Forderung, daß Plastikminen nur noch produziert werden dürfen, wenn sie mit einem Metallteil versehen werden, stieß bei den deutschen Militärs und den meisten westlichen Kollegen auf Zustimmung. Reine Plastiksprengkörper seien besonders „inhuman“, weil sie von Metalldetektoren nicht aufgespürt werden könnten.

Die auch in Deutschland produzierten modernen und „intelligenten Minen“ (siehe Kasten nächste Seite) seien unverzichtbar, erklärte Pflüger: „Warum soll sich ein kleines Land nicht mit Panzerabwehrminen gegen ein großes Land schützen dürfen, das dieses Land mit Panzern bedroht?“ Und tatsächlich hat bislang kaum ein kleines oder großes Land auf die Produktion von Minen verzichtet. Im Westen ist Belgien eine rühmliche Ausnahme, das die Herstellung dieser Waffen eingestellt hat.

Die Wiener Landminen-Konferenz scheiterte auf ganzer Linie. In den Ohren der Vertreter Chinas, Rußlands und anderer Mitglieder klangen die Vorschläge des Westens wie reiner Hohn: Verboten werden sollten die billigen und einfachen Minen, die in ihren Ländern hergestellt und massenhaft exportiert werden. Erlaubt sein sollten nur die teuren Minen aus dem Westen. Es schien sonnenklar, daß es sich bei diesem Vorschlag der westlichen Länder nur darum handelte, das Geschäft allein zu machen. Alles unter dem Deckmantel einer „humaneren Kriegführung“.

Unbeirrt behaupten die deutschen Minenproduzenten, ihre Minen seien keineswegs gegen die Zivilbevölkerung gerichtet. Mit ausgefeilter Spitzentechnologie, die modernste Minen allerdings auch teurer macht (bis zu mehreren tausend Dollar pro Stück), seien diese Waffen ausgerüstet: Sie könnten Panzer von Autobussen, Militärhubschrauber von Passagierflugzeugen unterscheiden. Sie könnten auf Knopfdruck stillgelegt werden. Sie richteten sich keineswegs gegen „Weichziele“, wie Menschen in der Militärsprache bezeichnet werden. Die Technik sei fast hundertprozentig sicher. Fast hundertprozentig. Wen es dann trotzdem erwischt, der hatte dann leider Pech.

Die hier gezeigten Bilder machte der Fotograf Nic Dunlop in Zusammenarbeit mit der internationalen Hilfsorganisation Oxfam. Sie sind Teil einer Wanderausstellung, die bis zum 29. Februar in der Berliner Staatsbibliothek, Potsdamer Str. 33, zu sehen ist.

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