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■ Rosi Rolands Bremer GeschichtenMan trifft sich immer zweimal

Warum eigentlich, so rätselt die politische Klasse des kleinsten Bundeslandes, beißt das gläubige Schaf Ralf Borttscheller plötzlich in die Waden der Hirten seiner Konfession? Hatte der Innensenator doch viele Jahre der Kirche treu gedient – als Herausgeber der Dom-Nachrichten. Erst als er zum Innensenator aufstieg, ist alles anders geworden.

Die Anlässe sind jedoch zu gering, die überschnappende Reaktion zu erklären. Zuerst hatte eine Kirchengemeinde entschieden, einer Familie armenischer Christen das Asyl anzubieten, das ihr der christliche Innensenator verweigerte. Und dann nahmen die Pastoren eine abweichende Haltung in der Kurden-Frage ein, wo doch ihr Schäflein Borttscheller gerade dabei war, mit der völlig unchristlichen PKK gründlich aufzuräumen. Als „Realsatire“ bezeichnete die Bremer Kirchenzeitung das Verbot des deutsch-kurdischen Vereins „Hevalti“, der gleich darauf von Bürgerschaftsabgeordneten wieder gegründet wurde.

Nein, Borttschellers Haß auf die Bremer Evangelische Kirche und insbesondere auf ihren obersten Repräsentanten, Heinz-Hermann Brauer, hat viel tiefere Wurzeln als den aktuellen Streit. Ende der 70er Jahre war es, da führten die unergründlichen Wege des Herrn die beiden Männer zum ersten Mal zusammen. Brauer, damals leitender Oberstaatsanwalt, zeichnete nämlich verantwortlich für die sang- und klanglose Abweisung einer Dienstaufsichtsbeschwerde, die Borttscheller, damals Anwalt des Zahnarztes Benedikt Heinrich, gegen Staatsanwalt Wolfgang Litzig erhoben hatte.

Ein Vorgehen, daß Borttscheller bis heute empört. War sein jüdischer Mandant, der Zahnharzt Heinrich, doch seinerzeit von Litzig auf dem Flur des Landgerichts mit einem antisemitischen Ausdruck beleidigt worden. Zufälliger Zuhörer war der spätere Chefredakteur des Weser-Kurier, Hans-Günther Thiele. Der zitierte Litzigs Satz später in einem Beitrag für ein Taschenbuch.

Doch damit nicht genug: Sogar bei laufendem Tonband habe Litzig die Beleidigung des Zahnarztes wiederholt, erinnert sich Borttscheller noch heute. Doch das Tonband sei später einfach aus der Gerichtsakte verschwunden. Alle Beschwerden sowie die Dienstaufsichtsbeschwerde (s.o.) blieben erfolglos. „Brauer konnte schon damals Argumenten nicht richtig zuhören“, klagt nun der Innensenator. „Diesem Argumentationsniveau kann ich nicht mehr folgen“, stöhnt Brauer, „das liegt doch alles 20 Jahre zurück.“ Eben drum, in Bremen trifft man sich halt immer zweimal, weiß

Rosi Roland

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