■ Zur Person
: Massenhaft Nekrophile

Bernd Schulte ist Bausenator und hat was zu entscheiden. Demnächst zum Beispiel, ob er die Verkehrsberuhigung im Viertel wieder rückgängig machen soll, wie ihm von so manchen protestierenden Geschäftstreibenden (s.S.24) im Oster- und Steintor aufs Heftigste nahegelegt wird. Und weil Bernd Schulte nicht einfach so die gerade begonnene Maßnahme wieder im Orkus verschwinden lassen wollte, hat er am Samstag doch lieber nochmal selber nachgeguckt. Das Viertel stirbt, die Straße ist tot, und er ist der politische Heiland, der den halben Leichnam wieder zum Leben erweckt – eine schöne Vorstellung.

Allerdings traf der Senator auf Massen von Nekrophilen, die den sonnenüberfluteten Straßenzug entlangbummelten und das Viertel beim Sterben sehen wollten – was naturgemäß zur Folge hatte, daß die Leich ziemlich kregel und so gar nicht dahingeschieden wirken wollte. Und wen man da alles traf: Vom Senatspressesprecher Klaus Sondergeld über Uwe Nullmeyer von der Handelskammer und den SPD-Fraktionschef Christian Weber und den Grünen-Fraktionssprecher Dieter Mützelburg – und eben auch den Bausenator Bernd Schulte, und der muß entscheiden.

Heute, morgen und übermorgen übt sich das Viertel noch in Auto-Aggression. Heute abend um sieben tagt im Ortsamt der Beirat Mitte, morgen um acht der Beirat Östliche Vorstadt in den Weserterrassen, und am Mittwoch um sieben Protestversammlung der Kaufleute im Ortsamt . J.G. / F: Weiß