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Senat bürgt für Vulkan-Löhne

■ Neue Liquiditätslöcher im Vulkan-Verbund ist bedrohlich / Länder handeln nicht gemeinsam

Wenn ein Unternehmen ins Gerede kommt, muß es alle internen Informationen, die an die Öffentlichkeit geraten, dementieren. Die Januar-Löhne seien sicher, dementierte der Vulkan-Vorstand so vor einigen Tagen Gerüchte. Ein Unternehmen, das so etwas erklären muß, steht an der Kippe.

Tatsächlich sind die Januar-Löhne beim Vulkan an diesem Montag fällig. Sowohl in Mecklenburg-Vorpommern wie in Bremen können die Löhne nur aufgrund staatlicher Garantien gezahlt werden. Bürgermeister Scherf höchstpersönlich hat vor wenigen Tagen mit seiner Unterschrift unter einen Brief die Januar-Löhne gesichert – nach einer höchst vertraulichen Beratung mit Wirtschaftssenator Perschau und Finanzsenator Nölle, aber ohne förmlichen Senatsbeschluß.

Denn der Senat hatte am 12.12.1995 eigentlich das Gegenteil beschlossen: Weitere Finanzhilfe und Garantieren sollte es nur geben, wenn die anderen betroffenen Bundesländer mitziehen und wenn gesichert ist, daß das Geld in dem weitläufigen Vulkan-Verbund nicht zum Stopfen von Löchern weit weg von Bremen abgezweigt wird. Diese Festlegung schien dem Senat damals erforderlich, da die Finanzströme im Vulkan-Konzern offenkundig selbst für die Vorstandsetage nicht mehr planbar und kontrollierbar sind: Auch unter dem neuen Finanz-Vorstand Smidt scheint es keine vorausschauende Liquiditätsplanung zu geben, immer wieder müssen die Konzern-Manager den Banken gegenüber und dann den Politikern gegenüber peinliche Geständnisse über neue unvorhergesehene Finanz-Löcher machen.

Im vergangenen Herbst hatte das Bundesland Bremen durch zwei ca. 130 Millionen starke Geldspritzen akut geholfen, beide Male waren die Hilfen aber einigermaßen abgesichert. Zunächst hatte Bremen die Vulkan-Anteile an der Senator-Line und an der Niederelbe-Schifffahrtsgesellschaft abgekauft. Damit sicherte sich Bremen Einfluß auf Schiffahrts-Gesellschaften, die für die Auslastung der bremischen Häfen große Bedeutung haben. Der Bürgschaftsausschuß versah diese Geldspritze gleichzeitig mit der Auflage, daß die Belastung der Elektronik-Firmen des Vulkan, hier vor allem von Atlas-Elektronik und STN, gemindert würde. Alles, was irgendwie Wert hat im Vulkan-Verbund, ist nämlich inzwischen bei den Banken verpfändet.

Im zweiten Schritt garantierte Bremen einen Schiffbau-Auftrag, der das ganze Dilemma des Vulkan deutlich macht: Mit dem bremischen Geld kann der Vulkan einen Auftrag abwickeln, bei dem drei Container-Schiffe in eigenen Werften, drei identische in koreanischen Werften im Auftrag gebaut werden. Nur durch die Mischkalkulation – die koreanischen Frachter sind entschieden preiswerter – rechnet sich der Auftrag, Bremen bürgt für die Zwischenfinanzierung. Bei allein in Bremen abgewickelten Großaufträgen macht der Vullan regelmäßig große Defizite – bei der Costa zum Beispiel sind es satte 170 Mio Defizit, die Konzernchef Hennemann in Kauf genommen hat, um überhaupt den Auftrag zu bekommen.

Hinter den Kulissen der Bremer Politik ist die Lohn-Sicherung durch den Bürgermeister-Brief höchst umstritten. Daß der desig-nierte Konzern-Manager Wagner und der neue Aufsichtsratsvorsitzende Brahms dem Sozialdemokraten Scherf gerade mit ungesicherten Löhnen kamen, könnte nämlich auch ein geschickter Schachzug gewesen sein, um von heute auf morgen eine politische Entscheidung an dem Haushaltsgesetzgeber vorbei zu erzwingen. Andererseits: Wenn der Konzern die Lohn-Bürgschaft in Millionenhöhe von den Ländern Bremen und auch Mecklenburg-Vorpommern nicht dringend gebraucht hätte, hätten die Konzernmanager sicherlich nicht erneut den Konzern ins gebracht.

In der Bremer SPD-Fraktion jedenfalls ist man auf die Zerschlagung des Konzerns nach einem Konkurs geistig eingestellt. Zitieren lassen möchte sich mit solchen Erwägungen verständlicherweise niemand. K.W.

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