: Unterm Strich
Die britische Tageszeitung Times hat am Freitag die wegen ihrer Nazi-Vergangenheit angegriffene Sängerin Elisabeth Schwarzkopf in Schutz genommen. „Wer will von Elisabeth Schwarzkopf verlangen, daß sie tapferer hätte sein müssen als die anderen?“ schreibt der Journalist Bernard Levin in dem eher konservativen Blatt zur angeblichen NSDAP-Mitgliedschaft der jetzt in der Schweiz lebenden deutschen Sopranistin. Es gebe zwar Belege dafür, daß die jetzt 80jährige „Diva mit einem Schatten“ die Unwahrheit sagte, als sie nach dem Krieg die NSDAP- Mitgliedschaft wiederholt bestritten habe, aber: „Ihre Mitgliedschaft sollte doch nichts anderes ausdrücken als: Ich möchte weiter singen“, meint der Autor, der sich selbst als Bewunderer der Sängerin zu erkennen gibt. Die Künstlerin hatte nach dem Krieg von London aus ihre internationale Karriere ausgebaut. Für ihre Verdienste um die Musik war sie 1993 von der britischen Königin zur „Dame im Orden des Britischen Empire“ ernannt worden. In einer Biographie Schwarzkopfs hatte Autor Alan Jefferson die gefeierte Richard-Strauss- und Mozart-Interpretin als „begeistertes Mitglied“ der Hitler-Partei und als eine Führerin in der NS-Studentenvereinigung bezeichnet. Schwarzkopf hatte am Donnerstag bestätigt, daß sie sich 1940 im Alter von 24 Jahren um die Aufnahme in die NSDAP bemüht habe. Einen Mitgliedsausweis habe sie aber nie erhalten. Die Sängerin sagte, daß sie „auf Verlangen der Intendanz des Opernhauses Berlin“ und nach einem Rat ihres Vaters so gehandelt habe. Ihr Vater habe seinen Beruf aufgeben müssen, weil er den Beitritt zur NSDAP abgelehnt habe.
Der russische Filmregisseur und Schauspieler Nikita Michalkow („Urga“) leitet in diesem Jahr die internationale Jury der Berliner Filmfestspiele. Das teilte die Berlinale am Freitag mit. Michalkow habe die Einladung von Festivalchef Moritz de Hadeln angenommen. Für seinen Film „Die Sonne, die uns täuscht“ hatte Michalkow 1995 den „Oscar“ für den besten ausländischen Film erhalten.
Die Erben des Dramatikers und Theaterleiters Heiner Müller haben kein Mitspracherecht am Berliner Ensemble. Dies gehe aus dem Gesellschaftervertrag des Theaters hervor, teilte die Berliner Senatsverwaltung am Freitag mit. Müllers Anteile gehen laut Vertrag auf die restlichen drei Gesellschafter über: den Geschäftsführer Peter Sauerbaum und die beiden Regisseure Peter Palitzsch und Fritz Marquardt. Seine Erben sind die Witwe Brigitte Mayer (siehe Foto auf Seite 16), die gemeinsame Tochter und seine zwei erwachsenen Söhne. Vor der Beisetzung am 16. Januar soll nach dem Wunsch des Theaters über die Nachfolge Müllers nicht gesprochen werden. Müller hielt 25 Prozent der Gesellschafteranteile des Berliner Ensembles. Wie die anderen drei Gesellschafter hatte er 25.000 Mark Eigenkapital in die GmbH eingebracht.
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