: Die Gebühren sind schlimmer als die Pornos
■ Auch der Onlinedienst CompuServe ist sauer auf die neuen Telekom-Tarife
München (dpa) – Nach Weihnachten war der Boom der Onlinedienste in Deutschland schon wieder vorbei. Schuld daran sind die neuen Telefongebühren der Telekom, die beim Datensurfen besonders hoch zu Buche schlagen. „Der Durchbruch bei den Endkonsumenten verzögert sich dadurch“, sagte Felix Somm, Geschäftsführer der CompuServe GmbH in München. Viele private Kunden würden von den neuen Ortstarifen abgeschreckt. Es gebe zwar noch immer deutlich mehr Neuzugänge als Kündigungen. „Wir haben aber jetzt mehr Abmeldungen wegen der Telekom als durch die Sperre der Newsgroups“, sagte Somm – der US-Konzern hatte nach Ermittlungen der Münchner Staatsanwaltschaft die Zugänge zu 200 Sex-Foren im Internet blockiert.
Eine dazu für Freitag angesetzte Pressekonferenz wurde verschoben. Die Zentrale in Columbus (Ohio) wolle sich bald selber „zu diesem Thema“ äußern, teilte Somm mit. CompuServe arbeite an einer Filtersoftware, die bestimmte Inhalte nur für Kunden aus Ländern sperren soll, in denen sie gesetzeswidrig sind. „Wir wollen das Internet nicht zensieren“, sagte Somm. Eine Kontrolle der bereits vierzehntausend Newsgroups sei ohnehin nicht möglich.
Vor der Tarifreform der Telekom hatte sich das gute Weihnachtsgeschäft der PC-Hersteller auch für die Onlinedienste positiv ausgewirkt. Bei CompuServe gingen zeitweise bis zu 1.500 Anmeldungen täglich ein. Somm hofft, daß sich die Kundenzahl im Geschäftsjahr 1995/96, das am 30. April endet, auf 250.000 fast verdoppeln werde.
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