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VW: Von Einstellungen und Entlassungen

■ 1.000 Stellen für das Bündnis für Arbeit stehen Personalabbau gegenüber

Hannover (taz) – Der Volkswagen-Konzern will mit 1.000 Neueinstellungen das von der IG Metall vorgeschlagene „Bündnis für Arbeit“ unterstützen. Die neuen Mitarbeiter sollten vor allem in den besonders zukunftsträchtigen Bereichen des Unternehmens eingestellt werden, erklärte der VW- Sprecher Otto Ferdinand Wachs.

Geplant seien die Einstellungen in den bundesdeutschen Werken von VW und Audi vor allem im Zusammenhang mit der Fortentwicklung der Dieseltechnologie in den Bereichen Forschung und Entwicklung, aber auch im Aggregatebau und der Montage. Unabhängig davon soll allerdings auch bei Volkswagen der Arbeitsplatzabbau wie geplant weitergehen. Die Bündnis-Initiative und der „sozialverträgliche“ Personalabbau seien zwei getrennte Entscheidungen, erläuterte Unternehmenssprecher Wachs gestern der taz.

Die Personalplanung von Volkswagen sieht seit langem vor, den Stand von zur Zeit etwa 96.000 Mitarbeitern in den inländischen VW-Werken vor allem über Vorruhestandregelungen jährlich um etwa 3.000 zu reduzieren. Wachs nannte es „vernünftig“, älteren Arbeitnehmern die Möglichkeit zu geben, über eine Vorruhestandsregelung sozialverträglich aus dem Unternehmen auszuscheiden. Durch diesen langfristig geplanten Arbeitsplatzabbau wird die Gesamtzahl der bundesdeutschen Arbeitsplätze bei VW und Audi trotz der angekündigten 1.000 Neueinstellungen in diesem Jahr weiter schrumpfen. „Es kann durchaus sein, daß trotz der Neueinstellungen der Arbeitsplatzsaldo am Ende negativ ist“, so Wachs.

Die IG Metall, die ihren Vorstoß für ein Bündnis für Arbeit mit der Forderung nach 100.000 zusätzlichen Arbeitsplätzen verbindet, begrüßte gestern nichtsdesotrotz die Ankündigung von VW. IG-Metall-Sprecher Jörg Barczynski nannte die Initiative von VW „ein Beispiel dafür, daß das Bündnis für Arbeit funktionieren kann“.Der Gewerkschaftssprecher erwartet, daß sich in der zweiten Gesprächsrunde über das Bündnis der Arbeit die Arbeitgeberseite an VW ein Bespiel nimmt.

Auch der niedersächsische Ministerpräsident und VW-Aufsichtsrat Gerhard Schröder (SPD) lobte gestern erwartungsgemäß die Ankündigung des Wolfsburger Automobilbauers. Schröder sprach von „einem mutigen und richtungweisenden Schritt“, dem möglichst viele Unternehmen folgen sollten. Für Schröder haben die Bundesregierung und die Unternehmen bislang viel zu zurückhaltend auf die Arbeitsplatzinitiative der IG Metall reagiert.

Auch Bundeskanzler Helmut Kohl hat unterdessen Unternehmen und Gewerkschaften erneut zu gemeinsamen Lösungen bei der Schaffung neuer Arbeitsplätze aufgerufen. Mit Blick auf die Streiks in Frankreich sagte Kohl der Welt am Sonntag: „Wenn wir bei fast vier Millionen Arbeitslosen nicht handeln, ist der soziale Frieden mehr gefährdet als bei allem, was wir jetzt im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit an unpopulären Entscheidungen treffen müssen.“ Kohl nannte den sozialen Frieden in der Bundesrepublik „eine der besten Errungenschaften des Standorts Deutschland“ und zeigte sich optimistisch, daß Wirtschaft und Gewerkschaften künftig gegen die Arbeitlosigkeit zusammenarbeiten würden. Als Mittel gegen die Massenarbeitslosigkeit beschwor Kohl selbst allerdings wiederum lediglich „eine breite Welle von Existenzgründungen“, die jetzt in Gang gesetzt werden müsse. Der Kanzler will „Männer und Frauen unterstützen, die den Mut haben, neue Betriebe aufzubauen“. Jürgen Voges

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