■ Nachgefragt
: „Gerüchte schwellen“ überall“

Annelene von Schönfeldt ist seit 1972 Mitglied der FDP. Die überzeugte sozial-liberale Politikerin engagierte sich 12 Jahre in der Kommunalpolitik und saß die vergangenen zwei Legislaturperioden für ihre Partei in der Bürgerschaft.

taz: Ist der FDP die liberale Bandbreite verlorengegangen?

Annelene v. Schönfeldt: Ja. Ich bin damals mit meinem Mann in die FDP eingetreten, weil wir gesagt haben: Es muß hier was getan werden, es kann nicht sein, daß es eine Alleinregierung der SPD gibt. Bislang konnte ich mich immer mit der FDP identifizieren. Jetzt heißt es nur noch Wirtschaft, Wirtschaft, Wirtschaft. Und die Bundes-FDP hat sich zulange von der CDU umklammern lassen und war im Endeffekt das Hansel in dereren Hand. Alles was sie jetzt machen, sind krampfhafte Profilierungsversuche noch irgendwas darzustellen. Die handelnden Personen in der Bundes-FDP, das ist ja auch nix – genauso wie hier in Bremen.

Sie sehen niemanden, der die FDP zu neuen Ehren führen kann.

Da sind unheimlich viele junge Leute, die bestimmt den Biß haben. Merve Pagenhardt und so. Aber die sind natürlich auch vom letzten halben Jahr vor den Neuwahlen gebeutelt. Das war auch für mich eine Tortur, diese falsche Taktiererei mit dem Koalitionsbruch, daß die Basis nicht gefragt wurde. Von zwei oder drei Strategen ist das so gefahren worden und dann mußten Sie mitziehen.

Innerparteilich sind liberale Grundwerte auch über Bord geworfen worden?

Ja, zugunsten von Taktieren, wie man an der Macht bleiben kann. Das hat mir schwer zu denken gegeben, obwohl ich wirklich zu dieser Partei stehe. Wenn es neue Partei gebe, die sich dem historischen Liberalismus verpflichtet, weil ich fest davon ausgehe, daß man heute eine Partei der Mitte braucht. Aber es muß eine liberale Partei sein mit der ganzen Bandbreite, die nicht sofort wieder aus ist auf Koalitionen und Mitregieren.

Eine gesunde liberale Partei in der Opposition?

Das wäre was für mich.Ich hätte schon gut gefunden, wenn wir das nach der letzten Bundestagswahl gemacht hätten.

Und Sie bleiben dennoch in der FDP?

Ja, noch bleibe ich in der FDP.

Würden Sie eine neue librale Partei mitgründen?

Ich würde erstmal abwarten und gucken, weil es mein Bestreben ist, wieder eine breite liberale Bandbreite in einer Paetei zu haben. Würde gucken wie sich eine neue Partei entwickelt aber auf jeden Fall wieder mitmischen.

Haben Sie mit Ihren Parteikollegen in Bremen schonmal darüber gesprochen?

Nein. Man kann ja immer was ahnen. Wenn man nach dem Lauschangriff so ein Interview mit Axel Adamitz liest, kömnnte man sich das vorstellen.

Haben Sie aus anderen Landesverbänden etwas über eine Neugründung gehört?

Nein, das ist jetzt das erste Mal das so direkt über eine Neugründung nachgedacht wird. Aber Gerüchte schwellen überall. Fragen: ufo