: Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine
A
Abbuzze! Der Badesalz Film Deutschland 1995, R: Roland Willaert, D: Hendrick Nachtsheim, Gerd Knebel
„Badesalz im Kino? Och joh. Mit der gleichnamigen TV-Reihe erkämpften sich Gerd Knebel und Hendrik Nachtsheim, einst Frontleute der Rockgruppen „Flatsch“ bzw. „Rodgau Monotones“ eine treue Fangemeinde. Die wartet jetzt gespannt auf den Kinoausflug ihrer Helden. „Diewodasospaßmache“ nennt sich das Duo selbst. Und Spaß machen sie garantiert auch Nicht-Hessen.“ (TV-Spielfilm) UFA-Palast
Ace Ventura - Jetzt wird's wild USA 1995, R: Steve Oedekerk, D: Jim Carrey
„Jim Carrey zieht nun aber auch jeden Gag aus seinem Komödien-Witzkoffer - und natürlich einige aus seiner Nase -, aber der Film rast vorbei und läuft einfach aus. In seinem zweiten Abenteuer wird der Haustierdetektiv aus seiner simplen Umwelt in Florida herausgenommen und in eine Kulisse verpflanzt, die einfach zu grandios für diese Figur ist. In Afrika muß er die heilige weiße Fledermaus finden, sonst droht der Stamm der Wachootoo mit Stammeskriegen. Carreys Opfer - Wilderer, Pferdeschinder und Pelzträger - sind vielversprechend, aber er macht erstaunlich wenig aus diesem Potential. (World Premiere) UT-Kino
B
Blink USA 1994, R: Michael Apted, D: Madeleine Stowe, Aidan Quinn
„Eine junge Musikerin, die nach einer Augenoperation langsam ihre Sehkraft zurückgewinnt, trifft auf einen Polizisten, der bei der Aufklärung eines Serienmordes lange Zeit im Dunklen tappt. Am Schluß stellt sie für ihn den Mörder, und er textet für sie ein Lied. Nun sehen beide die Welt mit anderen Augen - und die Zuschauer das Ende eines hervorragenden Thrillers.“ (tip) Kino 46
Blue Großbritannien 1993, R: Derek Jarman
In „Blue“ gibt es nicht ein einziges Bild, sondern 74 Minuten lang sieht man pures Blau. Nur Unreinheiten in der Filmkopie oder auf der Leinwand bieten etwas Abwechslung für die Augen des Zuschauers - ansonsten ist er alleingelassen mit dem „unendlich tiefen Blau“. Man kann „Blue“ leicht als formalistische Spielerei mißverstehen, aber Jarman hat seinen letzten Film mit bewundernswerter Konsequenz und Klarheit gemacht: Antikino über das Endstadium seiner Krankheit. Der inzwischen an Aids gestorbene Jarman war schon blind, als er den Film machte. (hip) Kino 46
Blue in the FaceUSA 1995, R: Wayne Wang/Paul Auster, D: Harvey Keitel, Lou Reed
„Der Begleitfilm zu „Smoke“. In Auggie Wrens Tabakladen in Brooklyn geben sich Freunde und Bekannte die Klinke in die Hand. Eine Kellnerin streitet sich mit einem ekelhaften Taugenichts; ein selbsternannter Demoskop stellt Fragen nach Penisgrößen und intelligentem Leben auf anderen Planeten. Unter Volldampf entwickeln sich die Schauspieler, zu denen neben anderen „Smoke“ -Darstellern auch Lou Reed, Roseanne, Jim Jarmusch, Michael J. Fox und Madonna gehören, eine Spielfreude sondergleichen. Ein klassischer Geniestreich, ein irrsinnig komischer Film und die schönste denkbare Liebeserklärung an Brooklyn.“ (tip) Schauburg, Filmstudio (OmU), Casablanca (OL)
C
Copykill USA 1995, R: Jon Amiel, D: Sigourney Weaver, Holly Hunter
„Seitdem die Verbrechen von Serienkillern im Kino beinahe zur Kunstform stilisiert werden, sind sie zu einem voyeuristischen Phänomen unserer Zeit avanciert. Daß diese perverse Form der Heldenverehrung Nachahmer auf dem Plan rufen könnte, ist eine furchteinflößende Vision, die hier in drastischer Form beschworen wird. Ihre Spannung bezieht die raffiniert angelegte Story aus einem Katz- und Maus-Spiel, in das der Zuschauer gnadenlos hineingezogen wird. Die Greueltaten bleiben glücklicherweise weitgehend der Phantasie der Zuschauer überlassen. Daß darüber hinaus mit Sigourney Weaver und Holly Hunter zwei starke Frauen die Hauptrollen spielen, ist ein weiterer Pluspunkt dieses Psychothrillers. “ (TV-Spielfilm) UFA-Palast
Crossing Guard USA 1995, R: Sean Penn, D: Jack Nicholson, Anjelica Huston
„In seiner zweiten Regiearbeit entdeckt Sean Penn die Langsamkeit für sich. Qualvoll und zäh schildert er eine Rachegeschichte, die weder für Spannung sorgt noch in psychologische Tiefen dringt. Die Tochter eines von Jack Nicholson gespielten Juweliers wurde von einem Betrunkenen überfahren. Die Familie des Kindes zerbrach an diesem Schicksalsschlag, und als der Täter nun aus dem Gefängnis freikommt, kündigt der Vater an, ihn in drei Tagen umzubringen. Penns Inszenierung ächzt vor Ambition und Prätention. Interesse an den Figuren weckt sie nicht.“ (tip) UT-Kinocenter, UFA-Stern
D
Dangerous Minds – Wilde GedankenUSA 1995, R: John Smith, D: Michelle Pfeiffer u.a.
„Der Club der toten Dichter“ im Ghettoland. Mit Michelle Pfeiffer als Lehrerin, die mit ihrem Lyrickurs bei den black kids in der schlimmsten Klasse der Schule keine Liebe für die Dichtkunst wecken kann, bis sie von Dylan Thomas zu Bob Dylan wechselt. Dieses Expedition in den „Blackboard Jungle“ ist peinlichst politisch korrekt und wäre nicht viel mehr als gut gemeint, wenn Michelle Pfeiffer in der Rolle der tapferin Lehrerin nicht so umwerfend wäre. (hip) Europa
Dead Man USA 1995, R: Jim Jarmusch, D: Johnny Depp, John Hurt, Robert Mitchum
„Anno 1995 sieht der Wilde Westen aus wie ein minimalistisch-mickriges Memmentheater im Matsch. Zwar ist Cowboylegende Robert Mitchum mit von der Patronenpartie, aber ansonsten serviert Ex-Independent-König Jim Jarmusch wenig Erhellendes in seiner finsteren, drum in Schwarzweiß abgedrehten Wildwest-Posse, für die er auch selbst das Skript verfaßte. Da tummelt sich allerlei Prominenz in Nebenröllchen, aber von Spannung, Spaß und sonstigen Attraktionen keine Spur. Zu diesem sich langsam dahinschleppenden, zum Ende hin gar quälend-spirituell angehauchten Desaster malträtiert Neil Young zwei Stunden lang mit den immer gleichen Griffen einschläfernd seine E-Gitarre.“ (Bremer) Schauburg, Casablanca (OL)
Desperado USA 1995, R: Robert Rodriguez, D: Antonio Banderas, Salma Hayek, Quentin Tarantino
„Rodriguez konzentriert sich hier ganz auf die extrem blutigen Schießereien und den makaber komischen Unterton, der den vielen sich ähnelnden Szenen dann doch erstaunlich viel Witz gibt. Der Film ist natürlich reiner Unsinn, aber man kann viel Spaß haben an den Auftritten von Banderas, Hayek und Tarantino.“ (Time Out) Cinema
Durchgeknallt und auf der Flucht USA 1995, R: Greg Beeman, D: Daniel Stern
„Der überhebliche Großstadt-Loser Max blickt mal wieder nicht durch, ist zur richtigen Zeit am falschen Platz, entdeckt eine Leiche und hat nun Polizei und FBI am Hals. Auf der Flucht aufs Land wird er für einen Pfadfinder-Experten gehalten und landet mit sechs Gören in den Bergen. Kein Film für die Kinos, sondern eher was fürs Nachmittasgsfernsehen.“ (tip) City
E
Ein Schweinchen namens Babe USA 1995, R: Chris Noonan, D: James Cromwell, Magda Szubanski
„Das muß man erstmal auf die Beine stellen: Sprechende Tiere in einem Spielfilm, und das als Unterhaltungsstück für alle von 8 bis 80. Chris Noonan setzte diese unverfrorene Viecherei beschwingt und schweinisch gut in Szene. Ufa-Palast, UT Kinocenter
Der Engländer, der auf einen Hügel stieg und von einem Berg herunterkam Großbritannien 1995, R: Christopher Monger, D: Hugh Grant, Colm Meany
„Dieser Film hat etwas, das man ansonsten eher Menschen zuschreibt: innere Werte. Hugh Grant zieht mit seinem hilflosen Kleinjungendackelblick, dem linkischen Achselzucken und dem spitzbübisch grübchenbildenden Lächeln seine zwischenzeitlich hinlänglich strapazierten Register als richtiger Mann am falschen Ort, den man liebzuhaben hat. Verderben kann er nichts, denn der Regisseur zeigt, wie das europäische Kino erfolgreich sein kann: mit Geschichten, die so lokal, so persönlich und unmodisch wirken, daß sie international, allgemeingültig und zeitlos in ihrer Poesie, ihrer Kraft und ihrem Unterhaltungswert sind.“ (Epd-Film) Cinema, UFA-Stern
G
Das Geheimnis des Seehundbabys USA 1994, R: John Sayles, D: Jeni Courtney
John Sayles ist ein wunderschönes Fabelmärchen gelungen, das man auch Erwachsenen wärmstens ans Herz legen kann: Ein kleines Mädchen erfährt die sagenhafte Geschichte vom Verschwinden seines Bruders und dem Geheimnis des Seehundbabys.“ (TV-Spielfilm) City
Der geflüsterte Film Deutschland 1992, R: Nina Rippel
„Dieser Film führt in die Bildwelt der Blinden. Die filmische Auseinandersetzung mit der nicht-visuellen Wahrnehmung erfordert eine Übersetzungsarbeit. Die optischen Entsprechungen, die Nina Rippel in ihrem Film findet, lenken die Aufmerksamkeit auf unbewußte Bereiche der Wahrnehmung. Die Vielfalt akustischer Signale, die Beschaffenheit von Oberflächen und starke Lichteindrücke gehören ebenso dazu wie der Gleichgewichtssinn, das Erspüren großer Hindernisse (ohne sie zu berühren) oder der Orientierungssinn. Am Ende laufen die aufgesplitterten Wahrnehmungselemente zusammen zu einem Konzert der Sinneseindrücke. Dabei gelingt Nina Rippel das Unterfangen, mit visuellen Mitteln die Komplexität der nicht-visuellen Wahrnehmungen zu dokumentieren.“ (Nicolaus Schröder) Kino 46
Goldeneye Großbritannien 1995, R: Martin Campell, D: Pierce Brosnan, Gottfried John, Sean Bean, Famke Janssen
Der neue Bond sieht, darin weiß sich die Frauenwelt mit der Männerwelt einig, hinreichend viril und doch zivilisiert aus. Die meiste Zeit des Films blickt er ein wenig grämlich. Wie ein Dressman, der mit energischer Würde im Gesicht für ein Eau de Toilette seinen Mann steht. Dafür kann er nicht viel, denn vor lauter Feuerzauber und Explosionsgetöse bleibt dem neuen Bond nicht viel Raum und Zeit, seinen männlichen Charme und seine gute Manieren auszuspielen.“ (Der Spiegel) UFA-Palast, UT-Kinocenter
Grüne Tomaten USA 1991, R: John Avnet, D: Mary Stuart Masterson, Mary-Louise Parker
„Grüne Tomaten entstand nach dem Roman von Fannie Flagg, die am Drehbuch mitschrieb und klaglos hinnahm, daß die lesbische Beziehung der beiden Hauptfiguren zur keuschen Mädchenfreundschaft veredelt wurde. Idgie, der Wildfang, und Ruth, die junge Lady, gehen durch dick und dünn, bis Ruth stirbt und Idgie das Whistle-Stop-Café schließen muß. Dazu erklingt sacharinsüße Musik und die Kamera schwelgt so hingebungsvoll in den prallen Farben des ländlichen Südens, daß ein Josef Vilsmaier seine Freude gehabt hätte. Bleiern und bodenständig wälzt sich der Film voran, bis er uns nach 143 Minuten etwas enthüllt, was schon jeder weiß.“ (Frankfurter Rundschau) Gondel
H
Paul Bowles – Halbmond Deutschland 1994, R: Frieder Schlaich, Irene von Alberti, D: Paul Bowles, Samir Guesmi
Drei Kurzgeschichten des Schriftstellers wurden hier mit viel Gefühl für Stimmungen und Spielorte adaptiert. Wir sehen die ärmliche Unterkunft eines Kiffers in Marokko, die enge Kabine eines Flußboots in Brasilien und eine Lehmhütte in der arabischen Wüste. Diese Drehorte werden durch die beiden jungen deutschen Filmemacher Schlaich und Alberti so gekonnt in Bowles existentialistische Atmosphäre getränkt, daß sich die Geschichten fast von selbst erzählen. So reichen sparsame Andeutungen, um spürbar zu machen, warum die schöne Marokkanerin den Kiffer und nicht den Säufer liebt, warum eine Ehe bei einer strapaziösen Schiffsreise scheitert oder warum ein Junge sich in eine Schlange verwandelt. (hip) Cinema
Hallo, Mr. President USA 1995, R: Rob Reiner, D: Michael Douglas, Annette Bening, Michael J. Fox
„Was macht der Mann im weißen Haus, wenn er sich in eine Frau verliebt? Und wie verhält er sich, wenn diese Liebe zu einer Staatskrise führt? Rob Reiners satirische Filmkomödie mit Michael Douglas und Annete Benning beantwortet diese Fragen mit eleganter Ironie. Seine Komödie erinnnert in ihren besten Momenten an die ironischen Sozialfabeln eines Frank Capra („Mr. Deeds geht in die Stadt“) und verbreitet dabei eine entspannte Atmosphäre. Die brillianten Darsteller machen den Film zum sicheren Oscar-Favoriten für das kommende Jahr.“ (TV-Spielfilm) City, UT-Kinocenter
Haunted - Haus der Geister USA 1995, R: Lewis Gilbert, D: Aidan Quinn, Kate Beckinsale
„Ein Parapsychologe wird auf ein Schloß gerufen, wo sich die Haushälterin von Gespenstern bedroht fühlt. Die Hausherren, ein Geschwistertrio, sind exzentrische Zeitgenossen, einer pflegt ein inzestuöses Verhältnis mit seiner Schwester, die wiederum den angereisten Gelehrten verführt. Der versucht, eine natürliche Erklärung für die Spukerscheinungen zu finden - bis er seiner eigenen, früh verstorbenen Schwester begegnet in diesem solide gemachten Geisterfilm, wo zum Zwecke der Gänsehauterzeugung manchmal die Logik der Story strapaziert wird.“ (tip) UFA-Stern, Muwi-Filmkunst (OL)
Dem Himmel so nah USA 1995, R: Alfonso Arau, D: Keanu Reeves, Anthony Quinn
„Kitsch pur serviert Alfonso Arau in seinem altertümlichen Melodram, das kein Gramm Überraschungen in die Waagschale wirft. Nach seinem beeindruckenden Debüt mit „Bittersüße Schokolade“ muß man von Araus neuestem Film bitter enttäuscht sein. Als Unterhaltungshappen für einen verregneten Sonntagnachmittag kann man sich diese pastellfarbene Posse allerdings getrost zu Gemüte führen.“ (Bremer) UFA-Stern
Hubi, der Pinguin USA 1995, R: Don Bluth
Zeichentrickfilm über einen verliebten Pinguin, der auf einer Eisscholle auf eine Südseeinsel zutreibt. Kino 46
Der Husar auf dem Dach Frankreich 1995, R: Jean-Paul Rappeneau, D: Olivier Martinez, Juliette Binoche / (OmU)
„Dieser sechste Film von Jean-Paul Rappenau (zuletzt „Cyrano de Bergerac“), nach dem Romanzyklus von Jean Giono entstanden, huldigt wie seine Vorlage der historisierenden Beschwörung einer besseren Welt. Die Odyssee des jungen italienischen Edelmannes Angelo (Olivier Martinez) durch die choleraverseuchte Provence, der sich 1832 auf der Flucht vor seinen Häschern in seiner besetzen Heimat aufhält und einer vornehmen Dame, Pauline (Juliette Binoche), das Leben rettet, ist alles gleichzeitig - Kostümfilm, Abenteuerromanze, Landschaftsmalerei, Kunstgewerbe. Herausgekommen ist eine pseudohistorische Filmerzählung voll falscher Authentizität, die wie eine Nachahmung von etwas wirkt, das es nie gegeben hat.“ (epd-Film) Schauburg, Casablanca (OL), Apollo (WHV)
I
Der Indianer im Küchenschrank USA 1995, R: Frank Oz, D: Hal Scardino, Litefoot
„Wer glaubt, Regisseur Frank Oz wolle in diesem Film mehr bieten als beeindruckenden Effektzauber, der sieht sich enttäuscht. Vielleicht mangelt es am Thema – ein Neunjähriger kann mit Hilfe eines mysteriösen alten Küchenschranks seine zentimetergroßen Plastikfiguren zum Leben erwecken – aber auch schlichtweg an Komplexität, über die ein Genreklassiker wie „The Incredible Shrinking Man“ verfügt. Es darf bezweifelt werden, ob der Cineasten-Nachwuchs bei der Stange bleibt, wenn dem Film nach seiner eindrucksvollen Exposition bald die Luft ausgeht.“ (epd-Film) UT-Kinocenter
K
Kai aus der Kiste DDR 1988, R: Günther Meyer, D: Christoph Zeller
In der beschwerlichen Inflationszeit des Jahres 1923 will ein reicher Amerikaner in Berlin den Reklamekönig Deutschlands für sein Kaugummi finden. Ein waschechter Berliner Hinterhofjunge und seine Kumpels machen das Rennen im Wettkampf gegen einen biederen Reklamefachmann. Ein spritzig inszenierter Film mit Berliner Charme und Schnauze, der durch die Verlegung in die deutschen Inflationsjahre auch etwas Zeitgeschichte transportiert.“ (Lexikon des internationalen Films)UFA-Palast
Kalle Blomquist lebt gefährlich Schweden 1953, R: Rolf Husberg, D: Eskil Dalenius
Astrid Lindgrens Meisterdetektiv wendet seine Pfadfinderkenntnisse an, um den entführten Sohn eines Wissenschaftlers zu finden. Zweite Folge der Serie mit Kinderspielfilmen, die Schweden auch schon lange vor Pippi Langstrumpf in ganz Europa exportierte. Atlantis
King George - ein Königreich für mehr Verstand Großbritannien/USA 1994, R: Nicholas Hytner, D: Nigel Hawthorne, Helen Mirren
Der König ist gaga – es lebe der König ! So lautet das Motto dieser historischen Komödie, die von der zeitweisen geistigen Umnachtung des Königs George III (1738 - 1820) erzählt. Seine unberechenbaren Stimmungsumschwünge und obszönen Angriffe auf Hofdamen stürzen den Staat in eine Krise, der Prince of Wales macht sich schon Hoffnungen auf den Thron, und nur durch eine radikale Roßkur, die ihm ein puritanischer Arzt aufzwingt, kommt der König wieder zu seinen Sinnen. Bei dieser aufwendigen und eleganten Adaption eines Theaterstücks von Alan Bennett bleibt trotz des klugen Spottes der König immer der Held der Geschichte. Auch bei den tollwütigsten Anfällen verliert er nie gänzlich seine Würde und unsere Sympathie, denn Nigel Hawthorne spielt ihn so menschlich, daß er immer mehr Opfer als Despot bleibt. (hip) Modernes
Knightskater - Ritter auf Rollerblades USA 1995, R: Michael Gottlieb, D: Thoman Ian Nicholas
Kinderfilm, in dem ein 14jähriger Junge aus Kalifornien vom Zauberer Merlin ins Mittelalter geholt wird, um mit Walkman und Turnschuhen das Königreich Camelot vor dem bösen Lord Belasco zu retten. UFA-Stern
L
Little Panda USA 1995, R: Christopher Cain, D: Ryan Slater, Yi Ding
Der alljährliche Tierfilm handelt diesmal von einem tapferen, kleinen Pandabären, der in einem Naturpark lebt, von Wilddieben gefangen wird und mit dem 10jährigen Ryan viele Abenteuer besteht. Die Hollywoodproduktion wurde in den Bergwäldern Chinas unter Aufsicht chinesischer Experten „vollkommen artgerecht“ gedreht und ist auch ein politisch höchst korrekter Werbefilm für den „World Wide Fund for Nature“.Schauburg
M
Money Train USA 1995, R: Joseph Ruben, D: Wesley Snipes, Woody Harrelson
„Zwei fiese Cops träumen davon, den legendären „Money Train“ auszurauben. Turbulente Actionkomödie, von Spannungsspezialist Joseph Ruben furios inszeniert. Aktivposten: Snipes, Harrelson und ein irrwitziger U-Bahn-Crash.“ (TV-Spielfilm) UT-Kinocenter, UFA-Palast (OF)
Mortal Kombat USA 1995, R: Paul Anderson, D: Christopher Lambert, Robin Shou
„Videospiele als Filme: Das würde eigentlich die Gelegenheit bieten, das Kino der Schaulust, an das die spektakulären Verpackungsillustrationen erinnern, wiederzuentdecken; eine Art Kino, in dem man meint, einen Jahrmarkt zu betreten, mit dem Versprechen, seine Unschuld wiederzuerlangen. Doch der junge englische Regisseur kommt hier mit den unendlich vielen Kampfszenen nicht zurecht. Weil er zu sehr aufs Tempo drückt und die Figuren keinen Charme, keinen Glamour und kein Geheimnis haben, entsteht kein Rhythmus und keine Spannung, nur eine Monotonie der Action-Höhepunkte. Irgendwann achtet man gar nicht mehr auf die Keilereien, sondern trauert all den Möglichkeiten nach, die die Sets und Kostüme geboten hätten. Man wünscht sich einen eigenen Joystick, um das Spiel neu zu spielen.“ (epd-Film) UT-Kinocenter, UFA-Stern
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Nelly & Monsieur Arnaud Frankreich 1995, R: Claude Sautet, D: Emmanuelle Beart, Michel Serrault
„Nelly hat zu Hause einen faulen Mann, aber kein Geld. Monsieur Arnaud hat viel, viel Geld und sucht eine Tippse. Im Café nimmt alles seinen Lauf. So schön wie die Menschen und so gediegen wie ihre Wohnungen sind auch Sautets Bilder, die Kamera ist ruhig und hoheitsvoll. Alles unter Kontrolle in dieser schönen Welt voller Bilder und Bücher. Einziges und großes Vergnügen in der geballten Bildungsbürgerlichkeit ist Michel Serrault, während Emmanuelle Beart die ganze Zeit aussieht, als wolle sie sich jeden Agenblick die Nägel lackieren.“ (tip) Gondel
Nine Months USA 1995, R: Chris Columbus, D: Hugh Grant, Julianne Moore
„Sam und Rebecca sind das, was man in den Achtzigern „Dinks“ nannte: Vertreter des brieftaschenstarken „Double-Income-No-Kids“-Lebensstils. Solche Baby-Verweigerer bekehrt Hollywood derzeit gerne wieder zu den wahren Werten des Lebens: Rebecca wird schwanger. Der entsetzte Sam muß – unter heftigstem Augenrollen, Stottern und Herumgefuchtel – lernen, die Vaterschaft als wahre Berufung zu begreifen.“ (Der Spiegel) Ufa-Stern
P
Pocahontas USA 1995, R: Mike Gabriel, Eric Goldberg
„Pocahontas ist so politisch korrekt wie Müsli-Kekse. Seine indianische Heldin ist groß, muskulös und anmutig, kann durch Stromschnellen steuern und hat ein Gesicht, bei dem die Zeichner peinlich genau jeden karikaturistischen Ansatz vermieden haben.“ (Sight and Sound) City, Ufa-Palast (OF), Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen)
Der Postmann Italien 1994, R: Michael Radford, D: Massimo Troisi, Philippe Noiret
„Il Postino“ ist die Geschichte eines schüchternen Aushilfsbriefträgers auf einer kleinen süditalienischen Insel, der sich Anfang der fünfziger Jahre mit dem dort als Exilant lebenden chilenischen Dichter Pablo Neruda anfreundet und mit dessen Hilfe durch lyrische Werbung seine Traumfrau gewinnt. Dem Regiseur Michael Radford ist ein wunderbar altmodisches, feinfühliges Rührstück gelungen. Abschiedsgala eines großen Komödianten vor dem Widerschein des Todes: die Liebe, das ist mehr als die Liebe.“ (Der Spiegel) Atelier
Proof – Der Beweis Australien 1990, R: Jocelyn Moorhaus, D: Genevieve Picot
Die australische Regisseurin vermeidet alle gängigen Tricks, mit denen im Kino sonst Mitleid für blinde Filmfiguren geweckt wird. Martin ist nicht einmal besonders sympathisch. Manchmal setzt er seine Blindheit als Waffe ein; oft ist er grob, abweisend und verbittert, Mitleid ist ihm zuwider. Er ist darauf angwewiesen, daß andere ihm schildern, was sie sehen, aber er traut ihnen nicht. Er braucht Beweise und deshalb wird er zu einem zwanghaften Fotografen. Von einem Freund läßt er sich die Fotos beschreiben, aber auch dieser wird ihm belügen, und was ist dann noch für ihn wahr ? Davon, wie Martin zurechtkommt, von seinen Überlebensstrategien und seiner inneren Welt, die zwangsläufig ganz anders „aussieht“ als die der Sehenden, erzählt dieser Film. Behutsam, aber auch präzise und sehr analytisch zeigt Moorhaus, wo seine Ängste, Frustrationen und Stärken herkommen. Sie will nicht mit imposanten Bildern oder großen Effekten überzeugen, sondern nur ruhig und genau beschreiben. (hip) Kino 46
S
Sabrina USA 1995, R: Sydney Pollack, D: Harrison Ford, Julia Ormond
„Eifersüchtig wacht das Publikum darüber, daß alles genauso ist wie beim erstenmal. Mit diesem Fluch hatte Sydney Pollack zu rechnen, als er sich entschloß, Billy Wilders Kinomärchen „Sabrina“ noch einmal zu verfilmen. Der Titel des Klassikers weckt Erwartungen auf eine bekannte Geschichte, eine genaue Wiederholung. Aber erst die Abweichung konnte einen wie Pollack überhaupt interessieren. Der Regisseur hält seine Komödie meisterlich in der Schwebe. Er spielt mit der Form, ohne das Märchen zu verletzten. Pollacks Dreh ist, daß wir am Ende nicht an dem Märchen zweifeln, sondern an unserer Abgebrühtheit. Damit ist seine „Sabrina“ auch eine Verbeugung vor Altmeister Billy Wilder, der das Märchen erfand, und dem Hollywood der fünfziger Jahre, das es ermöglichte.“ (Der Spiegel) UT-Kinocenter
Die Schelme von Schelm Frankreich/Deutschland/Ungarn 1995, R: Albert Hanan Kaminski
„In dieser ersten Trickfilmadaption der Schelm-Geschichten von Issac B. Singer dreht sich alles um die vorbehaltlos naiven Dorfbewohner des imaginären Ortes Schelm. Der zugereiste Waisenjunge Aaron rettet mit Hilfe seiner Ziege und eines freundlichen kleinen Hausgeist die Stadt vor dem Fluch des bösen Zauberers. Ein Film voller Weisheit und Humor.“ (tip) Gondel
Schneller als der Tod USA 1994, R: Sam Raimi, D: Sharon Stone, Gene Hackman
„Dies ist ein extrem stilisierter Western im barocken italienischen Stil. Sharon Stone macht erstaunlich viel Eindruck als revolverzückende Heldin: eine Frau, die in Redemption, Arizona reitet, während in dieser höllischen Gemeinde gerade der jährliche (und tödliche) Wettbewerb im Schnellziehen abgehalten wird. Voll visuellem und verbalem Witz, ist Raimis Film alles andere als ein Anti-Western. Ein ehemaliger Revolverheld hat hier zwar als Priester aller Gewalt abgeschworen, aber die Filmemacher nicht. Sie lieben das Genre.“ (Philip French) Modernes
Showgirls USA 1995, R: Paul Verhoeven, D: Elisabeth Berkley, Kyle MacLachlan
„Ich glaube, es kommen wieder neue goldene Zeiten für die Liebhaber von sauschlechten Filmen. „Showgirls“ hat etwa alles, um ein Klassiker der Stinker zu werden: Sex, viel sinnlos verpulvertes Geld und eine absolut hirnrissige Geschichte. Was will man mehr? Ich würde ihn jede Samstagnacht in den kleinen Kultkinos laufen lassen, die früher jahrelang „Plan 9 from Outer Space“ zeigten. Da wäre er ein großer Renner.“ (John Waters) City
Sieben USA 1995, R: David Fincher, D: Morgan Freeman, Brad Pitt
„Dieser gruselige Detektiv-Thriller über einen Serienkiller, der Menschen umbringt, die die sieben Todsünden in besonders unverfrorender Art und Weise begehen, ist eine unappetitliche Mischung aus den gängigen Formeln des Genres und unmäßiger Gehässigkeit. Aber obwohl er leicht eklig wirkt und bestimmt keinen Platz in der Filmgeschichte einnehmen wird, ist er doch erstaunlich gut konstruiert. Auf der Habenseite hat er auch die anmutige Präsenz von Morgan Freeman, der seine Rolle meisterlich ausfüllt und sogar seinen Kollegen Brad Pitt eindrucksvoll wirken läßt.“ (World Premiere) City, UT-Kino, Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen)
Smoke USA 1994, R: Wayne Wang, D: William Hurt, Harvey Keitel
„Der geheime Zauber und die Wahrhaftigkeit des Films haben damit zu tun, daß die Figuren, so sehr sie auch ihre Schuld und Trauer empfinden, gerade nicht in einer Sphäre von Anklage und Selbstmitleid versinken.“ (epd-film) Atelier
Stadtgespräch Deutschland 1995, R: Rainer Kaufmann, D: Katja Riemann, Kai Wiesinger
„Kaufmanns Komödie der Irrungen und Wirrungen versucht es auf die todsichere Tour: ein bißchen Riemann, ein bißchen Wiesinger, eine Prise Singlefrust, etwas schwule Romantik und ein paar krachende Pointen. Obwohl das Rezept nicht ganz aufging, kann der Film dennoch munden.“ (tip) Apollo (WHV), Ufa-Stern
Stranger Than Paradise USA 1984, R: Jim Jarmusch, D: John Lurie, Eszter Balint, Richard Edson
„Der Film scheint nirgends hinzugehen und weiß doch genau, welcher Schritt der nächste ist. Er ist eine pausenlose, fast kaleidoskopische Abfolge von Entdeckungen, und wir versuchen herauszufinden, worauf der Film hinausläuft, und er bewegt sich zielsicher nach vorne: Aufblende, Abblende, Aufblende, Abblende, und macht dabei aus einer Mücke einen Elefanten.“ (Roger Ebert) Gondel
T
To Wong Foo ... USA 1995, R: Beeban Kidron, D: Wesley Snipes, Patrick Swayze
„Drei Tunten auf einer Reise durchs Land stranden in einem Kuhdorf. Klingt das nicht irgendwie bekannt? Obwohl die Reise hier von New York nach Los Angeles geht und das Vehikel ein Cadillac Convertible ist, bleibt dies eine schamlose Kopie von „Priscilla“, allerdings fehlen all die Szenen, in denen die Tunten sich mit ihrer Homosexualität auseinandersetzten. Von Spielbergs Amblin Entertainmant ist dies eine Komödie auf niedrigstem Niveau für alle engstirnigen Amerikaner, die Männer in Fummel vielleicht noch witzig finden, aber mit Schwulen nun wirklich nichts zu tun haben wollen.“ (Time Out) City
Der Totmacher Deutschland 1995, R: Romuald Karmakar, D: Götz George, Jürgen Hentsch
„Der Fall des Hannoveraner Kaufmanns Günther Fritz Haarmann, der 1924 unter Anklage stand, mehr als zwanzig junge Männer umgebracht und zerstückelt zu haben, hielt die Weimarer Republik in Atem. Karmakar und sein Ko-Autor Michael Farin haben aus dem blutrünstigen Stoff ein Kammerspiel für drei Personen gemacht: den Massenmörder, den Psychiater und einen Stenografen. Die Protokolle des psychiatrischen Verhörs sind erhalten; sie dienten als Basis für ein packendes Duell in Worten und Gesten, dessen Dramaturgie keineswegs auf einen vordergründigen Thesenbeweis zielt, sondern die Komplexität des Falles und der Charaktere bewahrt.“ (tip) Atlantis
Der Trip Deutschland 1995, R: Wolfgang Büld, D: Esther Schweins, Dieter Thomas Kuhn
„Manta, Manta“-Regisseur Wolfgang Büld schickt ein deutsches Traumpaar – „Samstag Nacht“-Comedienne Esther Schweins und Kitschkult-König Dieter Thomas Kuhn – zurück in eine Zeit, als die Hosen noch Schlag hatten und die Absätze höher waren als die moralischen Ansprüche. Dieser Film wird die Nation spalten: für die einen kultiger Kitsch, für die anderen schlichtweg Scheiß. Wer jedoch „die singende Fönwelle“ Kuhn jemals live erlebt hat, weiß: Der Junge kann nicht ganz schlecht sein!“ (TV-Spielfilm) UFA-Stern
U
Die üblichen Verdächtigen USA 1995, R: Bryan Singer, D: Gabriel Byrne, Stephen Baldwin, Chazz Palminteri
Was passieren kann, wenn eine Reihe von „üblichen Verdächtigen“ anläßlich einer Gegenüberstellung in einer New Yorker Polizeiwache zusammentreffen, erzählt dieser labyrinthische Thriller, bei dem weder die Polizisten noch die Kriminellen und am wenigsten der Zuschauer durchschauen kann, wer gerade wen durch Lügen manipuliert. In jedem guten Thriller werden falsche Spuren gelegt, aber Regisseur Singer tut dies hier so radikal wie kaum jemand vor ihm. Er baut seinen ganzen Film auf einem filmischen Regelbruch auf, den Großmeister Hitchock einmal viel vorsichtiger beging und dies später als einen seiner größten Fehler bezeichnete. Ein Film muß schon verteufelt gut sein, damit das Publikum so etwas schluckt und beim tiefschwarzen Finale von „Die üblichen Verdächtigen“ ist man nicht enttäuscht, sondern völlig verblüfft. Dies ist einer der besten Kriminalfilme der letzten Jahre - mit einer fatalistisch, düsteren Atmosphäre, die an die besten Zeiten des Film noir erinnert und einer hochkarätigen Besetzung, bei der Schauspieler wie Gabriel Byrne, Stephen Baldwin und Chazz Palmeri darum wetteifern, wer der hartgesottenste Gauner im ganzen Genre ist. (hip) Filmstudio, UFA-Palast
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