: Telekom guckt in die Glasfaser-Röhre
Der Monopolist wird nicht an der Privatisierung der landeseigenen Berliner Datenleitungen beteiligt. DeTeSystem: Die bloße Vermietung der Datenkabel bringt nicht genug Geld ein ■ Von Hannes Koch
Schlechte Zeiten für die Telekom AG. Dank höherer Telefonpreise begann das gute neue Jahr mit einer veritablen Image-Katastrophe. Und jetzt geht ein millionenschweres Geschäft in die Binsen. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird die Firma DeTeSystem, eine hundertprozentige Telekom- Tochter, nicht an der Privatisierung des landeseigenen Berliner Glasfasernetzes beteiligt.
„Es scheint gelungen zu sein, die DeTeSystem aus dem Geschäft herauszuhalten“, meint Arnold Krause, bündnisgrüner Haushaltsexperte im Abgeordnetenhaus. Das Landesamt für Informationstechnik hat in den vergangenen Jahren ein Glasfasernetz von 250 Kilometer Länge aufgebaut, um der Telekom Konkurrenz zu machen. Einen Teil der ultraschnellen Datenleitungen will man jetzt an die Industrie und andere Großkunden vermieten.
Dadurch soll einerseits Geld in die leeren Staatskassen kommen, andererseits Druck auf die Telekom ausgeübt werden, damit deren überhöhte Monopolpreise für den Datentransfer sinken: eine politische Maßnahme, um Unternehmen und Arbeitsplätze nach Berlin zu holen. Als Voraussetzung für die Vermietung der landeseigenen Leitungen wird gerade die Berlin Net GmbH gegründet, an der sich das Land und die Bankgesellschaft Berlin beteiligen wollen. Aber auch die Telekom-Tochter DeTeSystem möchte mit ins Boot.
Durch Beteiligung an der Berlin Net könnte es der DeTeSystem gelingen, das Konkurrenzunternehmen klein und damit den Markt im Griff zu halten. Dieses Kalkül scheint jetzt nicht aufzugehen. Bereits 1995 hat ein vom Innensenator beauftragtes Gutachterbüro davon abgeraten, der DeTeSystem als Mitwettbewerber Einblick in die Geschäftstätigkeit der Berlin Net zu gewähren.
Dieser Meinung schloß sich die Mehrheit des Berliner Abgeordnetenhauses an. Auch Noch-Finanzsenator Elmar Pieroth (CDU) sieht wenig Sinn in der Beteiligung der Telekom. Anstatt zur Konkurrenz solle der Gewinn aus der Vermietung der Datenleitungen in die Haushaltskasse fließen. Peter Spohn, Leiter der Berliner Niederlassung von DeTeSystem, erklärt nun, niemals Interesse an der gemeinsamen Vermietung der landeseigenen Datenleitungen gehabt zu haben: „Das ist eine glatte Lüge.“ Die paar Kabel spielten gar keine Rolle, die Telekom besitze in Berlin ein zehnmal größeres Hochgeschwindigkeitsnetz. Die DeTeSystem verzichte deshalb aus eigenem Antrieb auf die Zusammenarbeit mit der Berlin Net. Die bloße Vermietung der Kabel bringe, so Spohn, auch nicht genug Geld. Bessere Gewinnchancen bestünden, wenn man in dem Glasfasernetz auch gleich hochwertige Dienstleistungen anbiete. Zum Beispiel einen Service, bei dem Architekten online Bauunterlagen aus der Verwaltung bekommen könnten. Wenn die Berlin Net sich in dieser Richtung engagiere, könne man sich eine Beteiligung wieder vorstellen, erklärt der DeTeSystem-Chef.
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