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Interview: Preisträger Robert Brack

Beim diesjährigen Krimi-Preis des Bochumer Krimi-Archivs sahnte Hamburg ab. Regula Venske wurde mit „Rent a Russian“ (Kellner Verlag) Dritte. Und Robert Brack, ebenfalls Hamburger, wurde mit „Das Gangsterbüro“ (Edition Nautilus) gar Zweiter. Mit letzterem ein Gespräch.

taz: Robert Brack, dürfen wir Sie siezen?

Robert Brack: Gerne.

Sie haben acht Krimis in acht Jahren geschrieben. Wie schafft man das?

Man muß. Die Verträge sind halt so. Die Verlage wollen aus markttaktischen Gründen jedes Jahr ein Buch. Außerdem schreibe ich eben schnell. Ich denke zwar ein Jahr über ein Buch nach, schreibe es aber in drei Monaten hin. Schließlich muß ich noch Geld verdienen.

Sie subventionieren Ihr Schreiben?

So kann man wirklich sagen: Ich subventioniere mich selbst. So ist das, wenn man Preise kriegt, die nicht mit Geld dotiert sind.

Für Mathematiker gibt es den Leibniz-Preis. Dafür soll man 1,5 Millionen Mark kriegen.

Ich sollte Mathematiker werden. Aber das war nie meine starke Seite. Ich habe leider immer nur Geschichten auf Lager, über die ich sofort ein Buch schreiben könnte.

Wie kommt das?

Ach, man findet einiges, wenn man durchs Leben sieht. Besonders, wenn man, wie ich, bei Kleinigkeiten immer größere Zusammenhänge wittert. Man liest in der Zeitung über eine Verschwörung der nigerianischen Mafia und überträgt das in einer Geschichte auf die europäische Politik. Die Grundmuster zwischen kriminellen und politischen Intrigen sind sowieso dieselben.

Das hört sich an, als seien Sie Verschwörungstheoretiker.

Ein fröhlicher Verschwörungstheoretiker, ja. Manchmal denke ich, die ganze Welt umspanne eine riesige Verschwörung, und ich würde liebend gern herauskriegen, wer dahintersteckt. Aber das gelingt mir natürlich nie.

Wie intensiv recherchieren Sie Ihre Geschichten?

Da halte ich es eher mit Chandler: Ich recherchiere eigentlich gar nicht. Krimis in der Art literarischer Reportagen mag ich nicht schreiben. Mich interessieren die Genremythen. Ich möchte die Mythologie des Krimis ausbreiten. Das wird dann manchmal recht Comic-haft. Den chinesischen Killer im Gangsterbüro habe ich etwa – schön übertrieben – aus Hongkong-Filmen übernommen.

Vor dem „Büro“ ist „Das Mädchen mit der Taschenlampe“ erschienen. Ein komischer Krimi.

Stimmt. Eine Art Antikrimi. Es gab einen Punkt, an dem ich mit der linearen Krimi-Erzählweise unzufrieden war. Mit dem Mädchen habe ich mir einen Befreiungsschlag geleistet. Das Rätsel perfektionieren, es aber nicht auflösen: Wenn sich das jetzt nicht zu abgedreht anhört, war es das, was ich vorhatte. Und ich habe dabei gelernt: Man kann sich viel mehr erlauben, als ich gedacht hatte.

Wir haben gerade eine Idee: Sind Sie vielleicht postmodern?

Ach, da bin ich mir gar nicht so sicher. Schon in den 30er Jahren waren manche Hardboiled-Krimis ins Ironische übertrieben. Die hatten längst nicht mehr nur mit der Realität zu tun, sondern bedienten sich aus dem Fundus der populären Mythen.

Fragen: Dirk Knipphals

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