: Vier können schlafen, der Rest muß kungeln
■ Neben Diepgen sind drei Senatoren auf jeden Fall am Senatstisch. Alle anderen rangeln bis zur nächsten Woche
Zwei Männer sind es, die in diesen Tagen ruhig und gelassen dem Postenrummel zuschauen können. Eberhard Diepgen bleibt bekanntlich Regierender Bürgermeister, und Ex-Bundeswehrgeneral Jörg Schönbohm träumt schon jetzt in Bonn von seinem neuen CDU- Kommandoposten in der Innenverwaltung. Relativ ruhig dürften sich auch die SPD-Senatorinnen Lore Maria Peschel-Gutzeit (Justiz) und Christine Bergmann (Arbeit und Frauen) betten.
Für alle anderen Kandidaten gilt: kungeln bis zur nächsten Woche. Die heillos zerstrittene SPD schoß gestern schon einmal ein Warnsignal ab. Wer sich in den nächsten Tagen als Senator „öffentlich“ ins Spiel bringe, so SPD- Landesgeschäftsführer Rudolf Hartung, der nehme „sich selbst aus dem Rennen“. In die Zielgerade geht es bei der CDU bereits am Montag, wenn Diepgen dem CDU-Vorstands- und Landesausschuß seine Liste vorlegt. Am Tag darauf wählt dann die CDU ihre fünf neuen Senatoren, ebenso der Fraktion und Landesausschuß der SPD.
Bei der CDU sind Peter Radunski, Jürgen Klemann und Elmar Pieroth in der engeren Wahl. Noch-Bundessenator Radunski wird als Kultur- und Wissenschaftssenator gehandelt, Finanzsenator Pieroth dürfte künftig Wirtschaft/Betriebe führen. Kopf an Kopf streben Schulsenator Klemann und Umwelt-Staatssekretär Wolfgang Branoner das Bauressort an. Böse Zungen in der CDU sähen Klemann aber am liebsten auf dem Sessel des Gesundheits- und Sozialressorts.
Unter den SPD-Genossen rangelt man um drei Posten. Bei Finanzen könnte es zur Stichwahl zwischen Bausenator Nagel und Wirtschaftssenator Meisner kommen. Der Kreuzberger Bürgermeister Peter Strieder, Aspirant auf das Stadtentwicklungsressort, muß mit Gegenwind der Parteirechten rechnen, die Wirtschaftsstaatssekretär Hans Kremendahl ins Spiel gebracht haben. Gestiegen sind die Chancen für Ex-Spitzenkandidatin Ingrid Stahmer, die nun für Schule und Sport im Gespräch ist und gegenüber ihrem Konkurrenten, dem Landesvorsitzenden Detlef Dzembritzki, einen Vorteil hat: Sie hat langjährige Erfahrungen als Sozialsenatorin.
Bis zur kommenden Woche dürfte auch die Riege der Staatssekretäre feststehen. Mit allergrößter Wahrscheinlichkeit wird Gerhard Wartenberg für die SPD Diepgen zur Seite gestellt. Ob hingegen der Chef der Senatskanzlei, Volker Kähne (CDU), als Bundesbeauftragter nach Bonn geht und dafür im Gegenzug die Staatssekretärin im dortigen Berliner Büro, Hildegard Boucsein, ins Rote Rathaus wechselt, ist ungewiß. Einer erhielt bereits von Klaus Landowsky seinen Stellungsbefehl: Peter Kurth, so verkündete der CDU-Fraktionschef am Mittwoch auf dem Parteitag, werde unter einem SPDler Finanzstaatssekretär bleiben. Der war zwar nicht überrascht, fühlte sich aber doch übertölpelt. Schließlich muß man ja mit dem neuen Chef auskommen. Severin Weiland
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