: Hessens grüner Fraktionschef gibt auf
■ Hertle sieht keinen Rückhalt bei seinen Mitstreitern
Wiesbaden (taz) – Die rot- grüne Koalition in Hessen werde von „zunehmenden Zerfallserscheinungen“ heimgesucht, feixte gestern die Union in Wiesbaden. Da war gerade der Fraktionsvorsitzende der Bünndnisgrünen im Hessischen Landtag, Fritz Hertle, überraschend zurückgetreten.
Nach der Affäre um den Ex- Staatssekretär Johannes Schädler (Bündnisgrüne), den Rücktritt von Superministerin Iris Blaul (Bündnisgrüne) und dem Skandal um die Erstattung von 17.000 Mark angeblicher „Umzugskosten“ für ihren Ex-Büroleiter Klaus-Dieter Zahn (Bündnisgrüne) nun der Rücktritt von Hertle. Keinen Rückhalt mehr in der zerstrittenen Fraktion habe er verspürt, sagte Hertle gestern enntäuscht in Wiesbaden. Und deshalb sei sein Rücktritt unumgänglich geworden. Hertle: „Ich wollte das nicht aussitzen.“ Teilen der Fraktion warf Hertle gestern „Sehnsucht nach Rückwendung zu manchen Formen und Inhalten traditioneller grüner Politik“ vor. Eine solche Kehrtwendung, die weder zur Tragfähigkeit grüner Konzepte tauge noch zur notwendigen gesellschaftlichen Öffnung beitrage, habe er nicht mittragen wollen. Und auch der Forderung der Kritiker nach einem aggressiveren Umgang mit dem politischen Gegner und dem Koalitionspartner erteilte Hertle eine Absage. Hertle: „Es geht um das Ringen in der Sache, um das beste Konzept zur Lösung der schwierigen Probleme und nicht um die Initiierung politischer Shows.“ Süffisant dankte die Landtagsfraktion gestern dem zum Rücktritt getriebenen Hertle für die geleistete Arbeit. Mit seinem Rücktritt habe er den „Weg für einen Neuanfang freigemacht“. Als aussichtsreichste KandidatInnen für die Nachfolge werden Priska Hinz und Alexander Müller gehandelt. Übrigens: Müller hatte als Staatssekretär die Umzugskosten für Zahn genehmigt. Klaus-Peter Klingelschmitt
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen