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Athen wird wieder regiert

■ Die Pasok wählt Kostas Simitis zum neuen Ministerpräsidenten Griechenlands

Berlin (taz) – Der neue griechische Ministerpräsident heißt Kostas Simitis. Die Wahl des 60jährigen Wirtschaftsprofessors durch die Parlamentsfraktion der Pasok war keine Überraschung und doch eine kleine Sensation. Simitis war zwar als Favorit ins Rennen gegangen, hatte aber in der ersten Wahlrunde nur 53 Stimmen erzielt. Er lag damit gleichauf mit Akis Tsochatsopoulos, dem Innenminister und Stellvertreter von Regierungschef Papandreou während dessen dreimonatiger schwerer Krankheitszeit. Die große Überraschung der ersten Runde war aber, daß der zweite Favorit, Verteidigungsminister Arsenis, aus dem Rennen schied. Die meisten Beobachter gingen für die zweite Runde davon aus, daß Tsochatsopoulos das Gros der Arsenis-Stimmen erben und damit zum neuen Ministerpäsidenten werden würde. Doch dann geschah die Überraschung: Simitis konnte die Stichwahl mit 86 zu 75 Stimmen für sich entscheiden.

Dieses Ergebnis spiegelt ein dramatisches Geschehen auf der Hinterbühne der Athener Politik. Es zeigt einerseits, daß der schwerkranke Parteigründer Andreas Papandreou noch einmal alles versucht hat, die Weichen für seinen engsten Vertrauten und Statthalter Tsochatsopoulos zu stellen. Dessen Erfolg gegen Arsenis in der ersten Runde ist vor allem durch den Rückzug des fünften Kandidaten, Parlamentspräsident Kaklamanis, zu erklären, der dem Papandreou-Günstling viele Stimmen brachte. Daß Simitis im zweiten Wahlgang dennoch siegte, zeigt andererseits, daß die Autorität des Patriarchen Papandreou im entscheidenden Moment doch nicht mehr ausreichte. Die Parlamentsfraktion wählte den Politiker, den sie für den kompetentesten und aussichtsreichsten Zukunftskandidaten hält. Damit hat sie sich nicht nur von ihrem charismatischen Führer emanzipiert, sondern sich auch die Hoffnung auf den Sieg bei den Wahlen in zwei Jahren erhalten. Niels Kadritzke

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