piwik no script img

Hartnäckige Landwirte

■ Bauern bleiben weiter renitent gegen Rückverlegung des Gauerter Hauptdeichs

Deichvogt Werner Rolffs und seine Ochsenwerder Bauern-Schützlinge sind entschlossener denn je: Die Baubehörde solle es am kommenden Montag bloß nicht wieder wagen, die Bagger gen Gauerter Hauptdeich zwecks Rückverlegung desselben auszusenden. Andernfalls, so ihre Drohung, werden die drei anliegenden Landwirte ihr Vieh auf der Weide lassen, ihre Mistforken erheben und mit ihren Traktoren den Feinden aus der Behörde den Weg versperren.

Denn von den 2,6 Hektar Ackerfläche, die bei der Aktion in natürliche Flutraumflächen für die Elbe umgewandelt werden sollen, wollen sie sich, wie berichtet, partout nicht trennen. Gelungen ist den Bauern die Vertreibung schon einmal Anfang vergangener Woche, als Bausenator Eugen Wagner (SPD) darauf drängte, den Planfeststellungsbeschluß vom März 1994 endlich umzusetzen und den Gauerter Hauptdeich für mehr Flutsicherheit um 700 Meter landeinwärts zu verlegen sowie von 7,60 auf 8,40 Meter zu erhöhen. Die Ochsenwerder Landwirte stellten sich in den Weg, die Bagger wichen zurück, die Polizei sah dem Aufstand der Landbevölkerung tatenlos zu: „Wir hielten es für unangemessen, sie mit Polizeigewalt zu vertreiben“, zeigt Behörden-Sprecher Jürgen Asmussen „Verständnis, daß die Leute an ihrer Scholle hängen“. Ob man am Montag allerdings grober werden müsse, ließ er offen.

Das Bezirksamt Bergedorf prüft unterdessen „bis nächste Woche“, in welcher Höhe die Bauern für den Verlust ihrer Flächen entschädigt werden sollen. Die Besitzeinweisung (Vorstufe der Enteignung) ist bereits erfolgt, nachdem der Sofortvollzug im vergangenen Sommer angeordnet worden war. Quadratmeterpreise von fünf oder sechs Mark aber will niemand in Ochsenwerder hinnehmen, und auch Ersatzflächen, die der Bezirk in Aussicht stellte, seien nur attraktiv, „wenn sie nah sind“, sagt Rolffs, der sich in Sachen Protest etwas von der Hartnäckigkeit der Hafensträßler abgucken will: „Von denen können wir noch lernen.“ hh

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen