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Holocaust-Mahnmal in Bewegung

■ SPD will Wettbewerb für das Denkmal neu aufrollen

Nach einem halbjährigem Stillstand geht der Streit um das geplante Holocaust-Mahnmal in die nächste Runde. Peter Conradi, SPD-Sprecher in der Baukommission des Bundestags-Ältestenrates, will, daß ein neuer Wettbewerb für das Mahnmal ausgelobt wird. „Das Ding ist gescheitert“, begründete er seine Initiative. Conradi stellt sowohl den preisgekrönten Entwurf von Christine Jacob- Marks in Frage als auch den Standort auf dem Gelände der Ministergärten. Er schlägt vor, ein Gelände im Spreebogen zwischen Kanzleramt und Reichstag zu suchen. Andere Stimmen wollten das Mahnmal auf dem Gelände der „Topographie des Terrors“.

Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis, kritisierte Conradis Vorstoß. Er befürchtet, daß mit einer neuen Diskussion „das Mahnmal wirklich zerredet würde“. Außerdem lehnt Bubis den vorgeschlagenen Standort „Topographie des Terrors“ auf dem Prinz- Albrecht-Gelände ab.

Klaus Hesse, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Gedenkstätte „Topographie des Terrors“, weist den Vorschlag Conradis dagegen nicht zurück, die Diskussion um „Topographie“ und Mahnmal gemeinsam zu führen. „Wir dürfen aber beides nicht gegeneinander ausspielen, sondern müssen beides miteinander durchsetzen“, kommentierte er die Initiative.

Im Juli letzten Jahres war der Streit um das Holocaust-Denkmal auf die Zeit nach der Bildung des neuen Berliner Senats verschoben worden. Bundeskanzler Helmut Kohl hatte gegen den ausgewählten Entwurf von Jacob-Marks, eine 100 mal 100 Meter große „Grabplatte“ mit 4,2 Millionen eingravierten Namen ermordeter Juden, sein Veto eingelegt und damit die Ausführung des Entwurfs blockiert. Auf eine andere Lösung allerdings konnten sich die Wettbewerbsauslober nicht verständigen. Am 6. Februar veranstaltet die SPD in Bonn ein öffentliches Hearing zum Holocaust-Mahnmal. Barbara Junge

Siehe Interview mit Ignatz Bubis auf Seite 30

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