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Fröstelnde Richter

■ Für Prozeß gegen Göttinger Autonome soll Reithalle beheizt werden

Hannover (taz) – Weil die Staatsschutzkammer am Landgericht Lüneburg sich vor kalten Füßen fürchtet, ist der Mammutprozeß gegen siebzehn mutmaßliche Mitglieder der Göttinger Autonomen Antifa (M) um gut drei Monate verschoben worden. Für den Prozeß, in dem es um Verstöße einer angeblichen kriminellen Vereinigung gegen das Versammlungsgesetz gehen soll, will die Staatsschutzkammer eine Reithalle zum Prozeßbunker herrichten. Da der Prozeß mindestens ein Jahr dauern soll, muß auch im Winter verhandelt werden. Zu dieser Jahreszeit liegen die Temperaturen in der Halle bei unter 16 Grad.

Während Autonome auch unvermummt relativ kälteresistent sein sollen, hält das Gericht derartig niedrige Temperaturen für untragbar. In die Reithalle wird nun zunächst eine Heizungsanlage eingebaut – für den stolzen Preis von etwa 300.000 Mark, schätzt das Staatshochbauamt Lüneburg. Dadurch wird sich der Prozeßbeginn mindestens um drei Monate verzögern. Der Beginn wurde von der Staatsschutzkammer erst einmal vom 8. Mai auf den 14. August verschoben.

Bereits bei der Planung des Prozesses hatten die Richter sich um ihr Wohl besorgt gezeigt. Eine Verlegung des Verfahrens von Lüneburg nach Göttingen hatten sie mit der Begründung abgelehnt, daß besonders für die älteren Kammermitglieder die Reisen beschwerlich seien. Das hat zur Folge, daß jetzt siebzehn Autonome mit jeweils zwei Verteidigern dreimal wöchentlich die Strecke zurücklegen müssen. Die Antifa (M) hat jetzt erneut eine Verlegung des Prozesses nach Göttingen verlangt. Dort stünden sowohl die Stadthalle als auch die zur Zeit nicht genutzte ehemalige Zietenkaserne als bestens beheizbare Verhandlungsorte zu Verfügung. Eine Reaktion steht noch aus.

Das Ermittlungsverfahren gegen die Antifa (M), in dem unter anderem 13.929 Telefonate abgehört wurden, begann bereits vor fünf Jahren. Jürgen Voges

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