piwik no script img

Klaus Kinkel packt die Koffer für Teheran

■ Der Bundesaußenminister wird schon bald zum kulturellen Dialog im Iran erwartet

Berlin (taz) – Klaus Kinkel will seinen umstrittenen „kritischen Dialog“ mit der iranischen Führung vor Ort fortsetzen. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes bestätigte gestern gegenüber der taz, daß der Minister eine Teheran-Reise plant. Zuvor hatte die dortige offiziöse Zeitung Ettelaat berichtet, Kinkel werde „in Kürze“ den Iran besuchen. Laut der Sprecherin steht aber „weder ein konkreter Besuchstermin noch ein Programm fest“.

Ettelaat hatte am Montag eine Aussage des deutschen Botschafters in Teheran, Klaus Bechmann, gegenüber dem iranischen Minister für Kultur und Islamische Leitung, Mustafa Mirsalim, vom vergangenen Mittwoch zitiert. Demnach solle die „Ausweitung der kulturellen Zusammenarbeit zwischen Bonn und Teheran eines der Motive für Kinkels Besuch“ sein. Wegen des Mordaufrufs gegen den Autor der „Satanischen Verse“, Salman Rushdie, durch Irans Revolutionsführer Ajatollah Chomeini hatten Intellektuelle, Künstler und Literaten wiederholt einen Kulturboykott gegen den Iran verlangt. Mehrere Bundesländer blockieren deswegen die Ratifizierung eines bilateralen Kulturabkommens. Im Oktober hatte die iranische Nachrichtenagentur IRNA die Unterzeichnung eines deutsch-iranischen Kulturabkommens gemeldet. Kinkels Amt dementierte: Es habe sich nur um ein „Letter of Understanding“ gehandelt.

Der Ettelaat-Artikel deutet auf weitere Gesprächsthemen Kinkels. Aus Teheraner Sicht gehört dazu der von der Bundesanwaltschaft angekündigte Haftbefehl gegen Geheimdienstminister Ali Fallahian. Er gilt als Drahtzieher des Mordes an vier iranischen Oppositionellen 1992 in dem Berliner Restaurant „Mykonos“. In dem Prozeß wird morgen der Direktor im Bundesamt für Verfassungsschutz, Klaus Grünwald, vernommen. Thomas Ruttig

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen