: Fra Drago und der Farbfernseher
Neapel (epd/taz) – Ein notorischer Betrüger aus Neapel hat seine Rolle als falscher Mönch so gut gespielt, daß er sogar Italiens Staatspräsident Oscar Luigi Scalfaro durch „sein“ Kloster führen durfte.
Wie italienische Zeitungen am Mittwoch berichteten, hatte Costante Drago im Juni 1995 an die Pforte des Theatinerkonvents von San Paolo Maggiore in Neapel geklopft. In der Absicht, sich unter diese Brüder zu mischen, legte der angebliche Mönch legte Beglaubigungsschreiben aus der Benediktinerabtei von Montecassino vor. In dieser Abtei hatte Drago bereits einige Monate Mönchdasein üben können. Entsprechend trainiert und wortgewandt, fand Drago Einlaß beim Theatinerkonvent und machte sich im Kloster bald so beliebt, daß er Ende September sogar zum Fremdenführer für Staatspräsident Scalfaro und Neapels Bürgermeister Antonio Bassolino in Kloster und Basilika auserkoren wurde. Erst jetzt flog der Betrüger auf, weil seine Mitbrüder sich über seine Zelleneinrichtung gewundert hatten. Ganz im Gegensatz zu seinen Mitmönchen hatte es sich Drago im Laufe der Zeit gemütlich gemacht. Zu Dragos Klosterkomfort gehörte unter anderem eine Stereoanlage, mehrere goldene Uhren, die er stets weit unter die Kuttenärmel geschoben hatte, sowie ein supermoderner Farbfernseher mit Speicherplätzen für 120 Programme.
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