: Keine Einigung in Mostar
■ Noch 645 Kriegsgefangene in Haft. Giftgaseinsatz in Srebrenica vermutet
Mostar/London (AFP/AP/taz) Die muslimische Seite hat die von der Europäischen Union (EU) vorgeschlagene Aufteilung Mostars abgelehnt. Der muslimische Bürgermeister Safet Orucević kritisierte vor allem den EU-Vorschlag, einen gemeinsamen zentralen Bezirk zu bilden. Dieser Bezirk sei „nur hundert Schritte“ lang und würde nur eine Art „Wandschirm“ für eine Teilung der Stadt darstellen. Die muslimische Seite habe sich dagegen für einen weitaus größeren Zentralbezirk ausgesprochen, der von allen ethnischen Gruppen bewohnt werden soll. Der kroatische Bürgermeister von Mostar, Mijo Brajković, sagte Rundfunkberichten zufolge, Mostar solle die „wichtigste kroatische Stadt in Bosnien“ werden. Die Muslime hätten bereits Sarajevo, Tuzla und Zenica, die bosnischen Serben Banja Luka. EU-Verwalter Koschnick soll das Problem am Montag mit den EU-Außenministern beraten. Mostar gilt als Testgebiet für die muslimisch-kroatische Föderation in ganz Bosnien.
Die bosnischen Konflikparteien halten entgegen dem Friedensabkommen noch immer 645 Kriegsgefangene in Haft. Das sagte ein Vertreter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) gestern in Sarajevo. Alle dem IKRK gemeldeten Gefangenen hätten nach dem Dayton-Abkommen am vergangenen Freitag freikommen müssen. Das IKRK will jetzt eine Arbeitsgruppe für die Suche nach Vermißten aufbauen. Die bosnische Regierung fordert Angaben über 20.000 Vermißte.
Die bosnischen Serben sollen bei ihrem Angriff auf die UNO- Schutzzone Srebrenica im vergangenen Juli nach Berichten eines britischen Journalisten Giftgas eingesetzt haben. Der Journalist Brian Johnson Thomas erklärte, laut Augenzeugenberichten seien die Muslime nach dem Beschuß mit Gasgranaten verwirrt und orientierungslos gewesen. Experten für Chemiewaffen hätten bestätigt, daß die Angaben auf den Einsatz von BZ-Gas hinwiesen, das LSD- ähnliche Halluzinationen auslöse.
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