piwik no script img

Eier-Baron Pohlmann wehrt sich

■ Ministerium: Es besteht keine akute Gesundheitsgefahr

Osnabrück Im Skandal um den „Hühnerbaron“ Anton Pohlmann hat das Landwirtschaftsministerium in Hannover am Dienstag für acht von insgesamt 18 Farmen die Auslieferung von Eiern zunächst gestoppt. Nach dem Fund von giftigem Nikotin in Eiern und Eiprodukten dürften diese Betriebe ihre Ware vorerst nur noch ausliefern, wenn sie dafür Unbedenklichkeitsnachweise staatlicher Labors vorlegen könnten, erklärte Ministerialrat Götz Anhalt in Hannover.

Der Landkreis Osnabrück riet allen Abnehmern von Pohlmann-Eiern, diese vorsorglich aus den Regalen zu nehmen. Pohlmann selbst drohte den Behörden unterdessen über seinen Rechtsanwalt indirekt mit Schadensersatzansprüchen.

Der Agrarunternehmer steht im Verdacht, seine Hennen zur Schädlingsbekämpfung illegal mit einem Nikotin-Wasser-Gemisch besprüht zu haben.

Das Lebensmitteluntersuchungsamt Oldenburg hatte am Montag in beschlagnahmten Eiern und Eiprodukten das Gift in Konzentrationen von bis 300 Mikrogram je Kilogramm gefunden. Anhalt betonte auf Anfrage, eine toxikolische Bewertung stehe noch aus. Dennoch sei bei einem Verzehr von Pohlmann-Eiern nicht von einer unmittelbaren gesundheitlichen Gefährung auszugehen.

Die nachgewiesene Belastung eines Eies entspräche nur einem Bruchteil des Nikotin-Gehalts einer leichten Zigaretten. In Eiern habe das Gift aber auch in kleinsten Dosen nicht zu suchen. Deshalb verfolge das Ministerium die bei Pohlmann vermuteten Verstöße mit Nachdruck.

Der Landkreis Osnabrück ließ am Dienstag sämtliche Eier auf den Pohlmann-Farmen in Ankum-Westerholte und Bohmte-Hunteburg beschlagnahmen, von denen die belasteten Proben stammten. Beide Betriebe werden jetzt rund um die Uhr von Kreismitarbeitern überwacht.

Außerdem sucht die Behörde nach Lieferungen, die von dort in jüngster Zeit in den Handel gingen. Gegen die Anordnung des Landwirtschaftsministeriums wehrte sich Pohlmanns

Anwalt Thomas Volkmann-Schluck. Das Unternehmen habe selbst Eiproben bei einem vereidigten Sachverständigen untersuchen lassen. Dabei seien keine Nikotin-Spuren festgestellt worden.

Der Jurist warnte die Behörden unter Hinweis auf den „Birkel“-Skandal vor Schnellschüssen. Der Nudelhersteller hatte vor fünf Jahren vom Land Baden-Württemberg Schadensersatz in Höhe von fast 13 Millionen Mark erstritten.

Das Stuttgarter Regierungspräsidium hatte zuvor im Zusammenhang mit der sogenannten Schleuder-Ei-Affäre vor verdorbenen Birkel-Teigwaren gewarnt, konnte diesen Verdacht aber nicht nachweisen.Volkmann-Schluck widersprach auch nach den Angaben eines ehemaligen Pohlmann-Mitarbeiters, wonach die Nikotin-Lösung direkt auf die Hühner gespritzt worden sein soll. dpa

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen