Rage Against the Man Machine

■ Harter, knackiger Kreuzüber-Rock samt Geschlechterverwirrung von Skunk Anansie

Drei Menschen im Inneren eines Metall-Containers, martialisch, grimmig. Kampfhosen. Dazu der Bandname Skunk Anansie auf „SA“ gekürzt. Sind dies Täter? Nein, hier schreit ein Opfer. Skin, das kahlrasierte Wesen, das das Plattencover dominiert, ist schwarz und weiblich. Das sind die Themen. Das Problem von Skin: sie veröffentlicht ihre Wut bei einer Industriefirma, für die politische Positionen seit jeher nur Marketing-Punkte sind. So spricht das begleitende Informationsblatt von „sozialen und politischen Eindrücken und Momentaufnahmen, die nicht verkrampft aufgearbeitet, sondern offensiv und emotional an- und eingepackt werden“. Daraus „schmieden Skunk Anansie dann ein heißes Eisen nach dem anderen.“

Der einzige interessante Satz, den das Info weiterträgt, ist Skins Aussage, daß es Skunk Anansie schon deswegen noch lange geben wird, „weil sie noch dabei ist, zu lernen, wie man Songtexte schreibt“. Das beruhigt in zweierlei Hinsicht, denn zum einen macht sie damit klar, das es nicht primär um die Musik geht. Diese transportiert die Botschaften durch kaum gebrochenen, modernen, kreuzübernden Rock, die musikalische Sprache der Unterdrückung. So kulminieren knackige Refrains mit der gekonnten Songdramatik zu hymnischen Mitsing-Formeln, die vielversprechende Zeilen wie „He tried to intellectualize my blackness“ so klingen lassen wie „I can feel your power in the midnight hour“.

Zum anderen entschuldigt sie so die oft verworrene Sinnlosigkeit ihrer Aussagen. Denn auch jenseits der Musik, im Inneren der Refrains ist nicht alles gut. Die wohl von herzerwärmender Moralität getriebene, doch meist richtungslose Anklage gesellschaftlicher Zustände führt zu der bekannten „Rage against the machine“, mit allen klagend an die Öffentlichkeit gezerrten Computerbarcodes, mit allen „Rise Ups“. Ergebnis: der mögliche gemeinsame Nenner von Mainstream, Autonomen-Diskos und Lesbencafés – ein nicht neuer, aber immer wieder beachtlicher Spagat.

Daß Skunk Anansie trotzdem besser sind als eine modernisierte Schnittmenge aus Mothers Finest und Bots liegt an guten Passagen wie den „100 Ways to be a good girl“, die Skin alle kennt und trotzdem allein ist. Nur ist für dieses Problem Pop das falsche Medium.

Holger in't Veld

Fr, 2. Februar, 21 Uhr, Logo