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Der Zweck heiligt den Zipfel

Die neuen Kleider der Dorfkirche in dem Harz-Örtchen Lerbach passen in die kalte Jahreszeit. Acht Frauen haben für den Glockenturm einen 40 Meter langen Schal und eine überdimensionale Zipfelmütze gestrickt. „Jetzt ist die Kirche für Wind und Wetter gerüstet“, meint die Initiatorin der Aktion, Regina Neitzel, zufrieden.

„Länger als ein Jahr hat die Frauengruppe „Lustige Strümpfe“ an der Winterausrüstung für das Gotteshaus der 1.200-Seelen-Gemeinde gearbeitet. Zum zehnten Geburtstag der agilen Strickrunde am 24. Februar werden Schal und Mütze mit Hilfe einer 30 Meter langen Drehleiter der Feuerwehr dem alten Glockenturm umgelegt.

An den Erfolg des von den Frauen geplanten Dorffestes wollen in der Gemeinde indes nur wenige glauben. „Im Dorf herrscht Skepsis“, erzählt Astrid Endres, die der Gruppe seit ihrer Gründung 1986 angehört. Dabei verbinden die 35- bis 58jährigen Frauen mit ihrer werbeträchtigen Idee nur einen Wunsch: „Zu unserem Fest sollen so viele Leute wie möglich kommen und sich amüsieren“, hofft Helene Kirchhoff.

Geboren wurde die bestrickende Idee aus einer Nachbarbekanntschaft. „Wir wollten uns damals einfach besser kennenlernen und gründeten die Gruppe“, erzählen die Frauen. Aus einem anfänglich noch zwei Meter langen Teil wurde dann Stück für Stück ein 40 Meter langer Schal, der aus unzähligen verschiedenfarbigen Einzelstücken zusammengesetzt ist. Weil aber „zu einem Schal auch ein Hut gehört“, entstand auch noch eine im Durchmesser 16 Meter messende Zipfelmütze.

Eine bayerische Firma stiftete eine Europalette Wollknäuel (insgesamt 150 Kilo) für den erwiesenermaßen guten Zweck: Der Schal und die Zipfelmütze sollen nach dem Fest in Einzelteile zerlegt und einem Kinderheim in Rumänien gestiftet werden.

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