■ Kommentar: Vorsicht, Gerechtigkeit
„Hast du mal gehaun, mußt du schnell um dich schaun“: Die Ratschläge, die Davidwachen-Poet Burkhard Boertz zusammenreimte, haben diesmal nichts genützt. Der Täter mit Dienstmarke, Joachim L., wurde gesehen. Und verurteilt.
Nicht die Höhe der Strafe ist dabei von Bedeutung, sondern die Signalwirkung: Der Polizeiskandal ist, im Namen des Volkes, keine Wahnvorstellung spinnerter Linker und durchgeknallter Zeugen. Vom unbelehrbaren Vorsitzenden des PUA Polizeiskandal, Ulrich Karpen (CDU), bis zum Innensenator mit Beschützerinstinkt, Hartmuth Wrocklage (SPD), dürfen alle zur Kenntnis nehmen: Die Gerüchte über die berüchtigte Wache 11 sind belegbar.
Das gestrige Urteil macht Schluß mit der bisherigen Sicherheit rechtslastiger Polizisten, daß Rassismus und Menschenverachtung nicht geahndet würden, daß die Mauer des Schweigens undurchdringlich sei. Daß man nicht belangt werde, weil die Opfer den Mund hielten. Die Angst soll umgehen bei denen, die ihre Dienstmarke als Lizenz zum Prügeln verstehen.
Ein Polizist hat geredet, und man glaubte ihm. Daß es Beamte wie Uwe Chrobok gibt, läßt Hoffnung aufkeimen: Vielleicht ist bei der Hamburger Polizei vieles, aber noch nicht alles verloren. Silke Mertins
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