: Militärische Offensive angekündigt
■ Sri Lankas Regierung will verschärft gegen tamilische LTTE-Rebellen vorgehen, läßt aber Tür für Gespräche offen
Colombo (AFP) – Nach dem verheerenden Bombenanschlag auf die Zentralbank in Colombo hat die srilankische Regierung den tamilischen Rebellen mit einem Rachefeldzug gedroht. Justizminister G.L. Peiris sagte gestern, der Anschlag verdeutliche nach Ansicht der Regierung die Notwendigkeit, die Rebellen militärisch zu besiegen. Er kündigte an, die srilankische Armee werde ihre Militäroperationen gegen die Rebellen der „Befreiungstiger von Tamil Eelam“ (LTTE) intensivieren, die sie für den Anschlag verantwortlich macht.
Zugleich sagte Präsidentin Chandrika Kumaratunga in einer Rundfunkansprache, sie hoffe weiterhin auf eine politische Beilegung des Konflikts mit den tamilischen Rebellen. Bei dem Anschlag wurden nach einer jüngsten offiziellen Bilanz mindestens 72 Menschen getötet. Weitere Tote werden unter den Trümmern des Zentralbankgebäudes vermutet, das vollständig zerstört wurde.
Justizminister Peiris räumte ein, eine militärische Niederlage der Rebellen allein könne keine Lösung bringen. Kumaratunga sagte, während die Regierung entschlossen sei, hart gegen den Terrorismus vorzugehen, wolle sie zugleich auch dessen Ursachen bekämpfen. Die Präsidentin erneuerte das Angebot eines Autonomieplanes, der den Tamilen einen höheren Grad an Selbstbestimmung zubilligt. Die LTTE hatte den im August vorgelegten Plan jedoch abgelehnt, weil er den Rebellen nicht weit genug geht. Sie kämpft im Norden und Osten Sri Lankas für einen unabhängigen Staat.
Anschläge tamilischer Rebellen waren erwartet worden, nachdem die Armee im Dezember nach heftigen Kämpfen Jaffna, die Hochburg der Unabhängigkeitskämpfer, eingenommen hatte. Zwei Tamilen wurden gestern weiter verhört. Nach Ansicht der Polizei handelt es sich um zwei der Männer, die am Mittwoch das Feuer auf die Zentralbank eröffneten, bevor ein mit Sprengstoff beladener Lastwagen in das 37stöckige Gebäude in einem belebten Geschäftsviertel hineinraste.
Durch die Explosion wurden auch zahlreiche umliegende Häuser, darunter mehrere Hotels und Versicherungsgebäude, beschädigt und gerieten teilweise in Brand. Mehr als 1.400 Menschen wurden verletzt.
Nach Angaben der Polizei wurden 1.272 Verletzte am Donnerstag weiterhin in Krankenhäusern behandelt. Es handelte sich um den schwersten Anschlag in Sri Lanka seit zehn Jahren. 1985 waren bei einem Anschlag auf einen zentralen Busbahnhof in Colombo 125 Menschen getötet worden.
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