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Sprengstoff im Keller

■ Über 100 Tote bei Explosion im südchinesischen Shaoyang

Peking (AFP/rtr/taz) – Über 100 Menschen starben in der südchinesischen Stadt Shaoyang bei einer Explosion in einem Wohnhaus. Mehr als 400 wurden verletzt. Im Keller waren zehn Tonnen Sprengstoff illegal gelagert worden. Erst gestern berichtete die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua von dem Unglück in der Provinz Hunan, das bereits am Mittwoch abend geschah.

Die Explosion riß einen Krater von zehn Metern Tiefe in den Boden. Dutzende Nachbarhäuser wurden zerstört. Unter den Opfern befanden sich auch zahlreiche Kinder, die sich in einer benachbarten Spielhalle aufgehalten hatten. Nach Angaben des Roten Kreuzes schwebten gestern noch 23 Menschen in Lebensgefahr.

Shaoyang liegt rund 200 Kilometer südwestlich der Provinzhauptdstadt Changsha. Xinhua berichtete gestern, der Sprengstoff sei „unter Mißachtung aller gesetzlichen Vorschriften und Sicherheitsregeln“ gelagert worden. Der Hunaner Tageszeitung zufolge fahndete die Polizei noch nach dem Besitzer des Gebäudes, einem etwa 30jährigen Unternehmer, der zum Zeitpunkt der Explosion nicht vor Ort gewesen sein soll. Nach Angaben des Hongkonger Fernsehens wurde er bereits festgenommen. Seine Familie kam bei der Explosion ums Leben.

Über die Hintergründe des Unglücks gab es zunächst nur Spekulationen. Die örtlichen Behörden berichteten, daß im Keller des Hauses explosive Chemikalien produziert und gelagert wurden. In der Region gibt es viele private Bergwerke und Minen, die regelmäßig Sprengstoff benötigen. Es gibt kaum zuverlässige Statistiken über Arbeitsunfälle und derartige Katastrophen. 1994 sollen über 20.000 Menschen bei der Arbeit umgekommen sein, viele von ihnen in Bergwerken und Fabriken.

Laxer Umgang mit Sicherheitsvorschriften hat in den letzten Monaten zu mehreren Explosionsunglücken geführt. Im Januar starben in der Provinz Sichuan zwölf Menschen, als eine Tonne Sprengstoff explodierte. Berichten zufolge hatten sich Arbeiter beim Abladen der Fracht in der Dunkelheit Kerzen angezündet.

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