Nur Silber für rasenden Sauhund

■ Markus Prock geling es endlich, Georg Hackl zu schlagen

Altenberg (taz) – Als Markus Prock gestern in der Frühe in seinem Oberbärenburger Hotel aus dem Fenster schaute, zuckte er erst einmal zusammen. Leise rieselte nämlich der Schnee, woraus für Prock folgte: „Bei dem Wetter ist der Schorsch dabei!“

Es galt: Je langsamer die Altenberger Bahn, desto größer Hackls Chancen gegen den Bahnrekordhalter Prock. Am Ende war der Österreicher (1:47,37 Min.) aber auch von Georg Hackl (1:47,42) nicht zu schlagen. „Gold“, sprach der, wie eh und je strahlend im Ziel, „war einfach nicht drin auf dieser Bahn.“ Selbst als Hackl (1,72 m) trotz Hebelnachteilen dem ewigen Konkurrenten im ersten Durchgang zwei Hundertstel geklaut hatte, brachte das den schnellstartenden, 1,84 m großen Markus Prock nicht aus dem Konzept. Aber Hackl (28), mußten die Österreicher wieder einmal konstatieren, ist ein „Sauhund“. Das ist ein veritables Kompliment für den Berchtesgadener Soldaten, der zwar „auf konstantem Level“ (Hackl) durch den Winter gerodelt war, doch nicht auf jenem des Weltcup-Seriensiegers Prock (30). Der Stubaier ist nach Hackl der einzig richtig vermarktbare Rodler. Er hat im letzten Jahrzehnt die meisten Rennen gewonnen, doch seit seinem einzigen Sieg 1987 keinen Titel mehr bei einer Weltmeisterschaft. Auch bei Olympia war er dreimal als Favorit gescheitert, die letzten beiden Male an keinem anderen als Hackl. Jetzt hat er gewonnen, und die Österreicher sind mit dreimal Gold die Oberrodler.

Bundestrainer Thomas Schwab hat, nachdem Jens Müller aus Oberhof im Einsitzer hinter Prock und Hackl Dritter geworden war, fünf Medaillen zusammengezählt und spricht auch von einer „sehr guten WM“. Sehr gut? Die Rodelwelt ist ziemlich deutsch, und der vollsubventionierte Sport nur vermarktbar, solange es deutscht. Dort sitzt das Geld, die Österreicher haben längst nicht so viel. Dennoch haben sie dieses Mal mehr in den Service stecken können, weil der Winter keine Überseeflüge beinhaltete.

Wie Hackl strebt auch die skandalfreie Naturburschenfigur Prock ein „Ende gut, alles gut“ beiden Olympischen Spielen 1998 in Nagano an. Noch fehlt jede Spur von einem, der den Schlitten nach den beiden in die Zukunft ziehen könnte. Peter Unfried