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Sonnenaufgang Nord

■ Kieler Bekenntnis zum Solarstrom

Die Solarstrom-Premiere, die gestern im Kieler Landeshaus uraufgeführt wurde, hat bundesweit energiepolitischen Nachahmungswert: Wenn eine Landesregierung (in den Hauptrollen: Schleswig-Holsteins Ministerpräsidentin Heide Simonis und Energieminister Claus Möller) und eine Umweltorganisation (Star-Besetzung: Greenpeace) erst zu einer gemeinsamen! Pressekonferenz einladen, sich dann versonnen anblicken und schließlich einmütig den Durchbruch der Sonnenenergie beschließen, dann hat das Klasse.

Kiel verpflichtet sich für die kommenden fünf Jahre, Solarsysteme mit einer Leistung von insgesamt 660 Kilowatt (kW) jährlich zu fördern und zu installieren. „Das entspricht prozentual dem Anteil Schleswig-Holsteins an einem bundesweiten Programm von 10.000 Anlagen, wie Greenpeace es fordert“, prahlte Simonis pünktlich zum Wahlkampf, daß ihre Sozis aus dem Norden die Umweltverträglichkeitsprüfung bestanden hätten. Kiel unterstützt als erstes Bundesland das im Herbst 1995 von Greenpeace initiierte Solarprojekt zur Förderung preisgünstiger Zwei-Kilowatt-Photovoltaikanlagen. Für eine Million Mark jährlich sollen an Hochschulgebäuden und Landesbauten Photovoltaikanlagen installiert werden, die Sonnenenergie in Strom umwandeln. Das wären bis zu 100 Kilowatt, sagte Möller. Die Finanzierung werde durch den Wegfall des Kohlepfennigs möglich. Hinzu kämen 200 Kilowatt aus einem neuen 500.000-Mark-Förderprogramm. Geplant sind auch Anlagen auf privaten Dächern.

Die Schließung des einzigen deutschen Solarzellen-Produktions- standorts in Wedel will Kiel verhindern: Möller sieht einer Lösung bis Monatsende „optimistisch“ entgegen. Mit der „Solar-Offensive“ (Möller) hat Kiel Hamburg erneut in den Schatten gestellt: An der Elbe wartet man vergeblich auf fleißige Klimaschutzfonds-Einzahler. Solarzellen-Produktion ist dagegen „out“: Der Standort Wedel gilt HEW-intern als nicht rettenswert, weil technisch zu veraltet. hh

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