: Gefahr für Menschen ist ungeklärt
Die ersten Fälle der Bovinen Spongiformen Enzephalopathie (BSE), wie der Rinderwahnsinn offiziell heißt, sind 1985 aufgetreten. Die Krankheit ist von den Schafen auf die Rinder übergesprungen, weil man die Wiederkäuer zu Fleischfressern gemacht und sie mit Schafabfällen gefüttert hat, um die Milchproduktion zu erhöhen.
Aus finanziellen Gründen vereinfachte man Anfang der achtziger Jahre das Herstellungsverfahren, und fortan überlebte der Erreger im Futter. Es handelt sich dabei um ein Prion-Protein, das dem körpereigenen Eiweiß gleicht und deshalb nicht nachgewiesen werden kann. Die Wissenschaft ist sich nicht einig, ob das Prion-Protein ganz alleine ansteckend ist, was eine biologische Sensation wäre, oder ob es lediglich die Schutzhülle für ein Mini-Virus mit Erbanlagen bildet.
Fest steht, daß derselbe Erreger für BSE, für Scrapie bei Schafen und für die beim Menschen auftretende Creutzfeld-Jakob- Krankheit verantwortlich ist. Er befällt das Gehirn und verwandelt es in eine schwammförmige Masse. Die Krankheit verläuft immer tödlich. In Laborversuchen konnte der BSE-Erreger auf die meisten Säugetierarten übertragen werden. Ob sich auch Menschen infizieren können, ist nicht nachgewiesen.
Seit 1992, als in Großbritannien rund 900 Rinder pro Woche starben, sind die Zahlen stetig gesunken. Inzwischen gehen etwa 300 Tiere pro Woche daran ein, darunter jedoch viele, die erst nach dem Fütterungsverbot von Schafabfällen geboren sind. Es muß also noch einen anderen Ansteckungsweg geben, etwa von der Kuh auf das ungeborene Kalb.
Insgesamt sind bisher fast 160.000 Rinder an BSE gestorben. Da die Inkubationszeit sehr lang ist und die Krankheit sich erst im Endstadium durch Gleichgewichtsstörungen und Muskelzuckungen bemerkbar macht, ist die Dunkelziffer sehr hoch. Ralf Sotscheck
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