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19.000 mehr im Arbeitslosenheer

■ Die Zahl der Arbeitslosen in Berlin ist gegenüber dem Januar 1995 stark angestiegen. Weniger AB-Maßnahmen im Ostteil führen zum Anstieg der Statistik. Zunahme der Kurzarbeit in der Großregion

Die Arbeitslosigkeit in Berlin und Brandenburg hat im Januar ein Rekordniveau erreicht. In der Region waren 14,7 Prozent aller zivilen Beschäftigten ohne Anstellung, das sind 1,5 Prozentpunkte mehr als vor einem Jahr. 433.590 Menschen waren arbeitslos gemeldet, 44.700 mehr als vor einem Jahr, teilte das Landesarbeitsamt Berlin-Brandenburg gestern mit.

Ursache seien die anhaltend kalte Witterung, Kündigungen von Angestellten zum vergangenen Quartalsende und weniger Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen.

Die bisher höchste Arbeitslosenzahl von Januar 1992 sei um 5.200 übertroffen worden. Allerdings sei durch arbeitsmarktpolitische Instrumente damals Arbeitslosigkeit für fast 500.000 Männer und Frauen vermieden worden, in diesem Januar nur noch für 200.000. Das bedeute, „daß sich im Laufe der letzten Jahre der wettbewerbsbestimmte Arbeitsmarkt stabilisierte“.

In Berlin waren nach Angaben des Landesarbeitsamtes 234.900 Menschen arbeitslos gemeldet, 19.000 mehr als im Vorjahresmonat. Die Arbeitslosenquote habe sich auf 13,6 Prozent erhöht, das sind 1,1 Prozentpunkte mehr als vor einem Jahr. In den östlichen Bezirken seien 87.400 und im Westteil der Stadt 147.500 Menschen ohne Job gewesen.

Im Ostteil stieg die Arbeitslosigkeit auf 13,4 Prozent, in den westlichen Bezirken auf 13,8 Prozent. Der Anstieg im Ostteil beruhe vor allem auf einer verringerten Entlastung des Arbeitsmarktes durch arbeitsmarktpolitische Instrumente, so das Landesarbeitsamt in seinem Bericht. Im Westteil sei die Erhöhung auf den Stellenabbau zurückzuführen.

Im Land Brandenburg waren 198.649 Männer und Frauen arbeitslos gemeldet, 25.800 Beschäftigte mehr als vor Jahresfrist. Die Arbeitslosenquote betrug 16,2 Prozent und damit 2,1 Prozentpunkte mehr als vor einem Jahr. Zur Verschärfung habe auch beigetragen, daß Kurzarbeiter im Kohlenbergbau entlassen worden seien. Auch hätten nicht alle Maßnahmen der produktiven Arbeitsmarktförderung am Jahresende fortgesetzt werden können.

„Ursächlich hierfür ist, daß einerseits im Bereich Braunkohle infolge erheblich gestiegener Sachkostenanteile bei gleichem Mitteleinsatz von der Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben (BvS) und dem Land nur eine reduzierte Zahl von Plätzen finanzierbar ist“, schreibt das Amt. Bei den übrigen umweltorientierten Maßnahmen habe die Treuhandnachfolgerin ihren jahresdurchschnittlichen Finanzierungsrahmen stark abgesenkt.

Die Kurzarbeit hat weiter zugenommen. In der Großregion Berlin-Brandenburg waren davon 25.700 Beschäftigte betroffen, 2.600 mehr als im Januar 1995. Die Möglichkeiten, die Arbeitsmarktchancen durch berufliche Bildung zu verbessern, seien von 62.700 Menschen genutzt worden, was einem Anstieg von 1.100 gegenüber dem Vorjahreszeitraumm entspreche. dpa/ADN

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