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Grüne Lobby der Unternehmer

■ Die Wirtschaftsorganisation „E hoch 5“ will Umweltstandards durchsetzen

Brüssel (taz) – „Don Quijote muß sterben.“ Das ist der Wahlspruch des gestern in Brüssel gegründeten „European Business Council for a sustainable Energy future“. Der für seinen Kampf gegen Windmühlenflügel bekannte Held steht als Symbol für die Tradition, erneuerbare Energien und energieeffizientes Wirtschaften eher zu behindern statt zu fördern. Die neue Unternehmerorganisation mit dem langen englischen Namen versteht sich deshalb als „technische Opposition“ innerhalb des Big Business.

Die achtzehn Gründungsfirmen wollen zwar ebenfalls Geld verdienen, aber sie sehen sich durch die vorherrschende Wirtschaftsweise behindert. Mit dabei sind etwa Danfoss aus Dänemark, Weltmarktführer für intelligente Heizungssteuerungen (17.000 Beschäftigte) und Landis & Gyr aus der Schweiz, Spezialist für Energieeffizenz und Gebäudewirtschaftlichkeit (16.000 Beschäftigte). Das größte deutsche Unternehmen ist die AEG-Haushaltsgeräte GmbH (8.000 Beschäftigte), die an Elektrolux verkaufte, ehemalige Daimler-Tochter. Damit man nicht jedesmal den langen englischen Namen aussprechen muß, hat sich der European Business Council ein Kürzel ausgedacht. „E hoch fünf“ steht für Energie, Effizienz, Environment (Umwelt), Employment (Beschäftigung) und Economy.

Damit ist auch klar, wen die Firmen als wichtigsten Bündnispartner für ihre geschäftlichen Ziele einspannen wollen. Im Bündnis mit den Umweltorganisationen soll bewiesen werden, daß bei Nutzung und Förderung der neuen ökologischen Technologien die Ziele des Weltgipfels von Rio einzuhalten sind. Im Bündnis mit den Gewerkschaften will man zeigen, daß gewaltige Beschäftigungspotentiale in aufstrebenden Märkten verschenkt werden. Eine Liberalisierung der Energiewirtschaft soll Marktbarrieren beseitigen, die Einführung von Ökosteuern würde gerechte Preise für Umweltgüter schaffen und damit die Wettbewerbsfähigkeit alternativer Technologien erhöhen.

Im Juli, beim Klimagipfel in Genf, soll eine hochrangig besetzte Unternehmerkonferenz erste Akzente setzen. Erfahrungen aus den USA zeigen, daß sich reformorientierte Regierungen und Verwaltungen gerne auf einen Dialog mit den oppositionellen Unternehmern einlassen.

Doch „E hoch fünf“ will nicht nur die politischen Rahmenbedingungen verändern, sondern auch technologische Standards schaffen, etwa für das „energieoptimierte Haus der Zukunft“ schaffen. „Wer hier nicht dabei ist, für den könnte der Zug bald abgefahren sein“, orakelt AEG-Umweltchef Reiner König. Ein gemeinsames Markenzeichen soll „E hoch fünf“ allerdings nicht werden, betont Peter Garforth von Landis & Gyr: „Am Markt agiert jeder für sich allein.“ Christian Rath

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