piwik no script img

Kunst, Leben, Vitrinenschlaf

Manch Mensch mag sich fragen, warum eine Stadt lieber ihre obdachlosen Bürger (er-)frieren läßt, als die Investoren dazu zu zwingen, ihre leerstehende Spekulationsmasse für die Nacht denjenigen zur Verfügung zu stellen, die bei Minusgraden im Freien schlafen müssen. Manch Künstler nun fragt sich weniger nach dem konkreten Zerstörungsverhältnis von Reichtum und Armut als nach Gewohnheiten, Tabus und Brüchen.

Das Bild ergibt in diesem Fall beinahe dasselbe. Denn mitten am Tag werden sich zwei Männer zum Schlafen in die Vitrine eines U-Bahnhofes legen. Was für den einen Passanten wie eine Protestaktion gegen Inhumanität im Paradies der Reichen erscheinen mag, kann den anderen vielleicht zu Gedanken anstiften, warum man nur nachts zu Hause schlafen soll und was für negative Stigmata das Schlafen am Tag in der Öffentlichkeit entwickelt.

Die Kunstaktion der Gruppe EXP.I.MAT.E.V. findet jedenfalls morgen im U-Bahn-Kiosk des Meßberg-Bahnhofes statt, wo sonst weltbekannt-Kunst hängt. Man sehe selbst, was dann dort geschieht.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen