: Kunst, Leben, Vitrinenschlaf
Manch Mensch mag sich fragen, warum eine Stadt lieber ihre obdachlosen Bürger (er-)frieren läßt, als die Investoren dazu zu zwingen, ihre leerstehende Spekulationsmasse für die Nacht denjenigen zur Verfügung zu stellen, die bei Minusgraden im Freien schlafen müssen. Manch Künstler nun fragt sich weniger nach dem konkreten Zerstörungsverhältnis von Reichtum und Armut als nach Gewohnheiten, Tabus und Brüchen.
Das Bild ergibt in diesem Fall beinahe dasselbe. Denn mitten am Tag werden sich zwei Männer zum Schlafen in die Vitrine eines U-Bahnhofes legen. Was für den einen Passanten wie eine Protestaktion gegen Inhumanität im Paradies der Reichen erscheinen mag, kann den anderen vielleicht zu Gedanken anstiften, warum man nur nachts zu Hause schlafen soll und was für negative Stigmata das Schlafen am Tag in der Öffentlichkeit entwickelt.
Die Kunstaktion der Gruppe EXP.I.MAT.E.V. findet jedenfalls morgen im U-Bahn-Kiosk des Meßberg-Bahnhofes statt, wo sonst weltbekannt-Kunst hängt. Man sehe selbst, was dann dort geschieht.
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