Unterm Strich

Gleich bei Dienstantritt flattert heute die niederschmetternde Nachricht auf den Tisch des Hauses, daß der erste Konzertstimmer eines Orchesters arbeitsrechtlich gesehen kein Künstler ist. Damit wurde die Klage eines solchen abgewiesen, der gern in den Gagen-Tarifvertrag eingruppiert worden wäre. Ein Konzertstimmer stimmt, pflegt und verwahrt die Instrumente nach den Maßgaben der Musiker, stellte das Gericht in seiner üblichen pfurztrockenen Art fest. Damit überwache er lediglich die Funktionsfähigkeit der notwendigen Instrumente, nicht aber die eigentliche Darbietung. Der Arbeit von Souffleuse oder Inspizient, die nämlich in den begehrten Tarif aufgenommen sind, sei seine Arbeit nicht ebenbürtig.

Keine Gerechtigkeit für Berlin: Peter Handke wird nicht, wie bereits angekündigt, am kommenden Donnerstag seinen umstrittenen Text „Gerechtigkeit für Serbien“ im Deutschen Theater in Berlin lesen. Eine entsprechende Ankündigung war im neuesten Spielplan der Berliner Bühnen veröffentlicht worden. Klaus Siebenhaar von der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit des Theaters teilte der dpa am Samstag mit, Handke habe kurzfristig abgesagt. Er sei offenkundig, wie dem Theater vom Suhrkamp-Verlag mitgeteilt worden sei, über die bisherigen Reaktionen auf seinen Serbien-Text erschrocken gewesen, und er werde deshalb seine Lesungen in Deutschland auf die Städte Hamburg und München reduzieren, wo wohl am ehesten die Claqueure vermutet werden dürfen.

Der unbekannte Autor, der als Anonymous einen Schlüsselroman über die siegreiche Wahlkampagne Bill Clintons vor vier Jahren schrieb, ist ein reicher Mann: Nach einem Bericht der „New York Times“ vom Freitag sind die Filmrechte für mehr als eine Million Dollar, die Taschenbuchrechte für 1,5 Millionen Dollar verkauft worden.

„Er oder sie muß jetzt nur noch rausfinden, wie man irgendwelche Beweise für das plötzliche Vermögen verbergen kann“, schrieb das Blatt. Die Verhandlungen waren schwierig, weil nur die Literaturagentin Kathy Robbins und ein Anwalt die Identität des Verfassers (oder der Verfasserin) kennen. „Ich weiß nicht, ob sie per Telefon, per Computer oder per Brieftaube miteinander verkehrten“, sagte ein Beteiligter an den Gesprächen.

Jedermann in Washington spekuliert inzwischen darüber, wer die detaillierten Insider-Informationen in dem Buch haben könne. George Stephanopoulos, damals Manager der Kampagne, hat die Urheberschaft nachdrücklich bestritten. Spötter meinen, nur einer sei so informiert und habe sowieso nichts anderes zu tun als so ein Buch zu schreiben: Vizepräsident Al Gore.

Die Filmrechte erwarb der Regisseur Mike Nichols („Die Reifeprüfung“, „Wer hat Angst vor Virginia Woolf“ oder „Wolf“).