: Holland in Not
■ Fußballverband gründet TV-Sender zur Übertragung der nationalen Spiele
Zeist (dpa/taz) – Eine Entscheidung des Königlich-Niederländischen Fußballbundes (KNVB) hat am Samstag landesweite Empörung ausgelöst. Wie der Verband in Zeist bei Utrecht mitteilte, dürfen nationale Fußballspiele künftig nur noch von einem eigens dafür gegründeten Kabelsender im Fernsehen übertragen werden. An diesem Pay-TV-Sender würden sich unter anderem der Elektronikkonzern Philips, die ING-Bank und die TV-Produktionsfirma Endemol beteiligen. Der KNVB selbst übernimmt zehn Prozent der Anteile. Über Monate hatte sich der Streit um die Übertragungsrechte hingezogen. Ein Konsortium aus Öffentlich-Rechtlichen (NOS), RTL und dem Pay-TV- Sender „Filmet“ hatte jährlich um die 128 Mio. Gulden (etwa 114 Mio. Mark) geboten, der Medienkonzern „Accarde“ konterte mit einer Offerte von 140 Mio. Gulden (etwa 126 Mio. Mark). Sie alle haben jetzt das Nachsehen, sie können nur noch Zweitverwertungsrechte erwerben.
Politiker aller großen Parteien äußerten sich am Samstag wütend über die Entscheidung des Fußballbundes. Wer nicht verkabelt sei, werde nun keine Spiele der niederländischen Fußball-Liga mehr sehen können, sagten sie. Damit entziehe sich der KNVB seiner gesellschaftlichen Verantwortung. Da sich der Verband anscheinend nur noch von Profitinteressen leiten lasse, müsse nun geprüft werden, ob künftig etwa noch der Bau von Stadien staatlich gefördert werden könne. Auch die bisher kostenlose Polizeiaufsicht während der Spiele müsse zur Debatte gestellt werden.
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