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„Unternehmen wollen Jüngere“

■ Gestern wurde der bisherige Vorruhestand zum Auslaufmodell erklärt. Der neue Clou der Diskussion heißt: „Teilzeit für Ältere“

Altersteilzeit heißt das Zauberwort. Der gleitende Übergang in die Rente soll Einkommenseinbußen mindern und Arbeitspältze für Jüngere schaffen. Wie realistsich ist die Idee? Dazu der Berliner Arbeitszeitspezialist Andreas Hoff.

taz: Arbeitnehmer, die älter als 55 Jahre sind, können künftig auf eine halbe Stelle wechseln und kriegen 70 Prozent ihres Nettoarbeitsentgelts. Ist das ein Anreiz für Tausende Mittfünfziger?

Andreas Hoff: Dahinter steht ja der relativ einfache Gedanke der Arbeitsplatzteilung. Das müßte sich organisatorisch durchaus realisieren lassen...

Hat bisher nicht geklappt. Alle Versuche, Männer zu Teilzeit zu bewegen, sind gescheitert.

Der Kern der ganzen Geschichte ist die Abschaffung der bisherigen Vorruhestandsregelungen. Wenn künftig Abfindungen auf das Arbeitslosengeld angerechnet werden und nicht mehr so lange Arbeitslosengeld gezahlt wird wie bisher, dann bedeutet dies die Abschaffung des bisherigen Vorruhestandes. Und dann sieht die Welt ganz anders aus; wenn der Vorruhestand finanziell nicht mehr so attraktiv ist, stellt sich die Frage der Altersteilzeit völlig neu.

Die Beschäftigten bekommen 70 Prozent vom vorherigen Netto, wenn sie auf eine halbe Stelle wechseln. Ist das verlockend?

70 Prozent sind wahrscheinlich zuwenig. Nach allen Erfahrungen, die man bisher mit gleitendem Übergang in den Ruhestand gemacht hat, ist ein höherer Lohnausgleich notwendig. Den müßten dann eben die Betriebe zahlen.

Können die Unternehmen überhaupt soviel neue Teilzeitarbeitsplätze einrichten?

Organisatorisch geht das. Es gibt auch die Möglichkeit, blockweise in Teilzeit zu arbeiten, etwa ein halbes Jahr arbeiten, ein halbes Jahr Freizeit. Diese Regelungen könnten sogar über mehrere Jahre hinweg laufen, also beispielsweise Sabbatjahre beinhalten.

Der Zuschuß der Bundesanstalt für Arbeit an die Arbeitgeber ist daran gekoppelt, daß die Stelle wiederbesetzt wird. Nun wollen die Unternehmen aber via Vorruhestand Personal abbauen.

Die Frage der Wiederbesetzung ist in der Tat problematisch. Wahrscheinlich wird es da Besetzungsketten geben: Jede Neueinstellung wird so umgerechnet, das sie auf zwei Altersteilzeitler paßt.

Was machen Firmen, die Personal abbauen wollen?

Die müssen sich mit den älteren Mitarbeitern direkt einigen. Da gibt es dann eben keinen Zuschuß von der Bundesanstalt.

Die Gewerkschaften haben immer davor gewarnt, daß es keinen Platz mehr für Jüngere gibt, wenn Ältere sich an ihre Jobs krallen.

Es gibt in den Unternehmen ein Interesse, immer wieder Jüngere einzustellen. Das hat auch mit der Produktivität und Qualifikation zu tun. Die Arbeitgeber werden also auch künftig ältere Mitarbeiter in den Vorruhestand schicken. Nur werden diese Regelungen für die Unternehmen eben erheblich teurer sein, weil sie einen höheren Eigenbeitrag leisten müssen. Und das hat Blüm ja auch gewollt. Interview: Barbara Dribbusch

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