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„Das kommt schon mal vor“

■ Fünf Verletzte bei Feuer in Wedeler Notunterkunft / Dezentrale Unterbringung im Industriegebiet gehört zum Konzept Von Stefanie Winter

Erneut ist ein Feuer ausgebrochen in einer Notunterkunft für Asylbewerber, Aussiedler und Obdachlose, diesmal gestern morgen in Wedel. Fünf der 40 Bewohnerinnen und Bewohner wurden verletzt. Ein Mann war aufs Dach geflüchtet, ein anderer wartete am geöffneten Fenster auf Rettung.

Die meisten Bewohner hätten sich richtig verhalten, meint Rolf Karolewitz von der örtlichen Feuerwehr, und das Gebäude sofort verlassen. Brandstiftung schließt die Polizei nicht aus, einen fremdenfeindlichen Hintergrund schon eher. Das Gebäude liegt im Gewerbegebiet am Stadtrand, mit einer Bushaltestelle vor der Tür, einem Aldi in 300 Metern Entfernung und „Nachbarn“, die nachts nicht da sind und am Morgen nach dem Feuer gar nicht wissen, daß hier irgendwo „Asylanten und Sozialzöglinge“ leben. Einen Hausmeister gibt es nicht.

Als ein Bewohner morgens um kurz nach vier Uhr das Feuer bemerkte, blieb ihm nichts anderes übrig, als sich „richtig“ zu verhalten. Über das Notruftelefon, dem einzigen im Haus vorhandenen Telefonapparat, verständigte er Polizei und Feuerwehr. Rauchmelder oder Feuerlöscher fehlen in dem Gebäude. Schon öfter habe es dort Brandalarm gegeben, kleinere Brandstiftungen von Bewohnern, meint Karolewitz. „Das kommt in den Notunterkünften schon mal vor.“

Die Notunterkunft befindet sich im Obergeschoß eines ehemaligen Bürogebäudes. „Das war zum Arbeiten schon schrecklich“, meint Irmgard Jaschke von der Friedenswerkstatt in Wedel, die sich ehrenamtlich um Flüchtlinge kümmert. „Aber als Wohnraum ist das unzumutbar.“ Es müsse endlich akzeptiert werden, daß die Menschen hierherkommen und entsprechend ein besserer Standard in den Unterkünften geschaffen werden muß. Die Stadt habe sich jedoch immer bemüht, kleine und dezentrale Unterkünfte einzurichten. Das bestätigt auch Karin Holzapfel, Sprecherin der Grünen im Wedeler Rat, und findet das „im Prinzip gut“. Äußerst schlecht findet sie jedoch die Betreuung der dort Untergebrachten. „Darum kümmern sich fast ausschließlich Ehrenamtliche.“

In das Wedeler „Konzept“ der dezentralen Unterbringung paßt nach Auffassung von Sozialamtsleiter Oliver Wleklinski auch die Unterkunft im Industriegebiet. Die Mischung von Asylbewerbern, Aussiedlern und Obdachlosen sei gewollt – und diene dem Zweck einer besseren Integration. Die werde auch von der Lage des Gebäudes nicht beeinträchtigt, Nahverkehrs- und Billigmarktanbindung seien schließlich vorhanden. Eine ständige Betreuung könne die Stadt bei 525 Menschen in 26 verschiedenen Unterkünften jedoch gar nicht leisten.

Ein Teil der Räume in der Industriestraße sei für ein paar Tage nicht bewohnbar, so Wleklinski. 21 Personen, darunter ein Neugeborenes, werden woanders untergebracht – vorübergehend. Anschließend werden sie zurückkehren in ein Gebäude ohne Hausmeister, ohne Nachbarn und mit einem Telefon, das ausschließlich als Notruf funktioniert.

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