piwik no script img

Nach der Stagnation nun die Rezession

■ In diesem Quartal wird die deutsche Wirtschaft vermutlich um ein Prozent sinken

Berlin (rtr) – Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) erwartet für das erste Quartal 1996 einen Wirtschaftsabschwung in Deutschland. Das Institut legte Schätzungen der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung vor, nach der das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) zwischen Januar und März saisonbereinigt um ein Prozent gegenüber dem Vorquartal sinken dürfte. Im Vergleich mit dem ersten Quartal des vergangenen Jahres betrage der Rückgang ein halbes Prozent. In den letzten drei Monaten 1995 lag das BIP nicht höher als im Vorquartal. Die westdeutsche Wirtschaft sei sogar um ein Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum geschrumpft, dem ein dreiprozentiges Wachstum in Ostdeutschland gegenüberstehe. Am schwächsten stehe das verarbeitende Gewerbe da, das nun schon um drei Prozent unter dem Niveau vom Frühjahr 1995 liege. Vom Baugewerbe gingen keine Impulse mehr aus, was durch den kalten Winter noch verschlimmert worden sei. Nur die Dienstleistungsbranche lege noch zu, aber mit deutlicher Abschwächung.

Die Auftragseingänge in der Industrie seien in den vergangenen Monaten noch weiter zurückgegangen. Das liege an der sich abschwächenden Konjunktur in Europa in Kombination mit der Überbewertung der D-Mark. Auf den privaten Verbrauch wirke sich zudem die Erhöhung der Sozialversicherungsbeiträge zum Jahresanfang aus. Zwar stünden diesen Einbußen auch Steuerentlastungen gegenüber. Doch halten es die DIW-Forscher für mehr als fraglich, ob dies ausreichend für einen Anstieg des privaten Verbrauchs genüge.

Bei der Nachfrage nach Investitionsgütern jedenfalls sei mit einem weiteren Rückgang zu rechnen. Die Auftragseingänge aus dem Inland seien erneut kräftig gesunken. Die sinkende Kapazitätsauslastung und die gedrückten Gewinnspannen dämpfen offenbar die Investitionsneigung erheblich. Auf die Nachfrage aus dem Ausland könne man in diesem Jahr nicht mehr hoffen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen