Süchtig nach Trompeten

■ Spannend bis mau: das vorerst letzte Konzert von „Dacapo“

„Sagen möchte ich dazu nichts mehr, wir machen ein schönes Konzert!“ Ingo Ahmels muß wie andere Projekte auch mit einer einschneidenden Kürzung der Mittel rechnen, einer Kürzung, die jetzt schon zu seiner eigenen, der Kündigung seines Mitarbeiters und der Einstellung des Konzertbetriebes geführt hat. Er selbst will allerdings weitermachen. Seine Stelle ist im neuen Kulturhaushalt bereits verankert. Mit „ein paar Groschen“ soll ein neues Konzept entwickelt werden. Konzerte können nur organisiert werden, wenn langfristig Geld da ist, so einfach ist das: „Die Stadt definiert das Maß“. Zwölf Jahre lang hat Ahmels Konzerte auf fast immer hohem Niveau anbieten können – schade, daß wir dieses vorerst letzte Konzert, das 353., nicht mit einer Jubelkritik abschließen können.

Das Imperium der Familie Karlheinz Stockhausen hat immer große Kreise gezogen. Kritiklose Gefolgschaft wird von den InterpretInnen und HörerInnen gefordert. Der Komponist hat die Hauptfigur Michael seines hybriden „Lichtzyklus“ – sieben Opern in fünfundzwanzig Jahren – seinem exzellent trompetenden Sohn Markus auf den Leib geschrieben. Daß der jetzt sein Trompetenquartett „Markus Stockhausen und die Michaels-trompeter“ nennt – und die anderen sich das gefallen lassen –, entspricht der familiären Macht- und Marketingstrategie. Alle vier (neben Markus Stockhausen Andreas Adam, Marco Blaauw und Achim Gorsch) sind Spieler ersten Ranges, und allein die Produktion ihrer Töne ist eine helle Freude. Das Quartett nutzte den zweistöckigen Lichthof des Überseemuseums für sein Konzert voll aus und gewann so weitere Aspekte aufregender Klanglichkeit. Als enttäuschend stellte sich allerdings die Diskrepanz zwischen der dünnen kompositorischen Substanz und dem hohen instrumentalen Können heraus.

Die Sprachähnlichkeit des Instruments – so mitreißend und virtuos ausgenutzt von den großen Trompetern des Jazz – wirkte hier häufig bemüht, angestrengt und ohne konzeptionelle Logik inbezug auf die komponierten Stücke. So reihte sich Stück an Stück, alles nur mäßig interessant. Im Gedächtnis haften blieben die alten Stücke des Programms, von Samuel Scheidt und Johann Sebastian Bach: zwar historisch nicht korrekt, aber trotzdem überzeugend gespielt. Trompetenklänge, und gar noch vervierfacht, haben für manche eine suchtauslösende Wirkung.

Zwei neue Stücke müssen erwähnt werden: der komplexe „Abschied“ für vier Trompeten von Karlheinz Stockhausen und das polyphon verschachtelte „Trio“ für drei Trompeten der russischen Komponistin Sofia Gubaidulina. Ute Schalz-Laurenze