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Affentheater um Hotel und Klinik bei Hagenbeck

■ Eimsbüttel und Stadtentwicklungsbehörde im Clinch um Bebauung des Zoo-Geländes

Die Herren nehmen kein Blatt vor den Mund: „Wir werden nur noch aus der Presse über den Sachstand informiert“, schießt Wolfgang Schmietendorf, Baudirektor des Bezirks Eimsbüttel kleine Giftpfeile in Richtung Stadtentwicklungsbehörde (Steb) ab. „Dem Bezirk wird rechtzeitig Gelegenheit gegeben, seine Anregungen und Bedenken in das Planungsverfahren einzubringen“, kontert trocken Steb-Senator Thomas Mirow.

Anlaß der „Verstimmung“: Die geplante Bebauung des Hagenbeck-Geländes mit einem 60.000 Quadratmeter großen Komplex, in dem der Neubau der Altonaer Endo-Klinik und ein Hotel nebst Wohnungen untergebracht werden sollen. Das dem Tierpark gehörende Gelände nördlich der Koppelstraße will Hagenbeck so schnell wie möglich an einen Investor verpachten, um die Millionenlöcher zu stopfen, die alljährlich durch den Zoobetrieb entstehen. Nur eine „nutzungsintensive Bebauung“ des Geländes direkt am Haupteingang sichert Hagenbeck genügend Pachteinnahmen, um aus den Miesen rauszukommen. Steb-Sprecher Bernd Meyer: „Wir wollen den Tierpark weder pleitegehen lassen noch subventionieren“. Die Alternative: Hagenbecks Baupläne.

Doch dafür müßte der vom Bezirk geplante „Stadtpark Eimsbüttel“ geopfert werden. In den Amtsstuben des Bezirks wurde ein Konzept für eine möglichst durchgängige Grünachse entwickelt, die bei den Kleingärten an der Hagenbeckstraße beginnt und über die an den Tierpark angrenzende „Stellinger Schweiz“ bis zum Niendorfer Gehege und die benachbarte Feldmark führt.

Da Eimsbüttel der am schlechtesten mit Grünflächen ausgestattete Bezirk der Hansestadt ist, wollen Verwaltung, SPD und GAL die Grünachsen-Pläne mit Zähnen und Klauen verteidigen. Die würde durch den Neubau „vollständig unterbrochen“, der Stadtpark damit „eines seiner wesentlichen Elemente und Verbindungsstücke beraubt“.

Schmietendorf schlägt als „Kompromiß“ vor, die geplante Bebauung zweizuteilen. Nördlich der Koppelstraße sollten nur Hotel oder Endo-Klinik entstehen, daneben soll Platz für einen schmalen Grünstreifen bleiben. Der zweite Bauteil sollte auf der städtischen Kleingartenfläche an der Hagenbeckstraße entstehen, der den Tierpark-Betreibern im Tausch für den nicht zu bebauenden Teil des Koppelstraßen-Geländes zugeschlagen werden könnte.

Doch Senator Thomas Mirow erteilt dem Eimsbüttler „Kompromiß-Konzept“ via taz eine klare Absage: „Das rechnet sich nicht und führt nicht zum Ziel“. Seine Behörde will Ende Februar der Senatskommission für Stadtentwicklung eine klare „Richtungsentscheidung“ für die Hagenbeck-Pläne abverlangen. Sind dann die Weichen gegen das Eimsbüttler Stadtpark-Konzept gefallen, soll der Bezirk „am Planverfahren“ beteiligt werden. Doch Eimsbüttel könnte dann allenfalls noch kosmetische Änderungen durchbringen. Für Wolfgang Schmietendorf, der die Grenze der „Belastung des Stadtteils mit Verkehr und großflächigen Bauprojekten längst erreicht“ sieht, eine „schmerzliche Entwicklung. Der Stadtpark Eimsbüttel ist dann gestorben“. Marco Carini

Am heutigen Dienstag findet ab 17.30 Uhr eine öffentliche Sitzung des Eimsbüttler Stadtplanungsausschußes zum Thema „Hagenbeck-Bebauung“ im Raum 175 des Bezirksamtes (Grindelberg 66) statt.

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