piwik no script img

Beamtenschmiede

■ Expertenanhörung zur Fachhochschule

„Das ist, als ob man im Zoo die Wärter fragt, ob man die Tiere freilassen soll“, kommentierte der GAL-Hochschulexperte, Martin Jörß, die Innenausschußsitzung vom Donnerstag abend. Von den neun Sachverständigen, die zum Thema Öffnung der Fachhochschulen für Öffentliche Verwaltung befragt wurden, waren sechs VertreterInnen von Aufsichtsbehörden.

Die Hamburger Sachverständigen hatten ohnehin wegen Befangenheit ein Redeverbot erhalten (taz berichtete). Deshalb wollen die Ausschußmitglieder Innensenator Wrocklage auffordern, den Präsidenten der Hamburger Fachhochschule, Rolf Dahlheimer, und den Rektor der Fachhochschule für Öffentliche Verwaltung, Thomas Weise, zur nächsten Sitzung wenigstens als Senatsvertreter mitzubringen.

Die umstrittene FH-Abteilung Polizei wurde wegen dieser Probleme nur am Rande thematisiert. Der GALier und Kritische Polizist Manfred Mahr kritisierte, daß man dort zur Anpassung erzogen werde. Und der innenpolitische Sprecher der STATT Partei, Achim Reichert, wollte mit Blick auf den PUA Polizei wissen, ob die Ausbildung zu diesen verkrusteten Strukturen beitrage. Er zitierte aus der „Zeitschrift für Kriminalistik“, wonach bei der Polizistenausbildung Althergebrachtes bewahrt und Kritikfähigkeit nicht gefördert werde.

Aus hessischer und nordrhein-westfälischer Polizeidirektoren-Sicht sieht das ganz anders aus: Die Zeiten verkrusteter Strukturen und Ausbildung zu Stromlinienförmigkeit seien passé. Die Bewerber seien meist geprägt durch das Bild des Fernsehkommissars, „die wollen 'was erleben'“, wie der hessische Polizeidirektor Heinrichs erklärte. Manchmal seien halt die Falschen darunter.

Allgemein betrachtet könnten die neuen Ansprüche an Verwaltung wie Bürgerfreundlichkeit und Selbständigkeit nicht durch abgeschottete Fachhochschulen erreicht werden, argumentierte der Rektor der Verwaltungsfachhochschule Nordrhein-Westfalen, von Richthofen. Außerdem zögen Beamtenanwärtergehälter und gesicherte Berufsaussichten immer nur die gleiche Sorte Bewerber an und zwar nicht die Dynamischsten und Kritischsten. paf

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen