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730.000 Frührentner

■ Trotz Neuregelung der Frühverrentung erwarten Politiker zum Jahresende eine Rentenbeitragserhöhung auf 20 Prozent

Hamburg (dpa) – Obwohl die bisherige Form der Frühverrentung seit Mittwoch abgeschafft ist, erwarten die deutschen Rentenkassen bis zu einer Million neue Frührentner. Darauf wiesen ExpertInnen am Wochenende hin. Sie schätzen die Gesamtkosten auf 100 Milliarden Mark. KoalitionspolitikerInnen schließen nicht mehr aus, daß die Beiträge zur Rentenversicherung noch in diesem Jahr auf bis zu 20 Prozent steigen.

Der Direktor des Verbandes Deutscher Rentenversicherungsträger, Franz Ruland, sagte der Bild am Sonntag: „Die neue Regelung bei der Frühverrentung ist für die Rentenkassen zwar günstiger als das alte Modell. Kurzfristig aber werden die Kassen dadurch nicht entlastet.“

Nach Informationen von Bild am Sonntag werden noch 731.000 Arbeitnehmer nach dem alten Modell in den vorzeitigen Ruhestand gehen – ihre Anträge waren bereits bearbeitet. Außerdem schätzen ExpertInnen, daß sich weitere 200.000 Männer ab 55 Jahren in den letzten Wochen noch schnell ihre Frührente gesichert haben. Ruland rechnete vor: Aufgrund des Vertrauensschutzes gehen noch 731.000 Männer in den kommenden Jahren ab 60 wegen Arbeitslosigkeit in Rente. Es handelt sich um 486.000 Arbeitslose, die 55 Jahre und älter sind, um 131.000 Bezieher von Altersübergangsgeld und um 114.000 Personen, die nach dem Arbeitsförderungsgesetz die Bundesanstalt für Arbeit bereits informiert haben, daß sie nicht mehr vermittelt werden wollen.

Der Wirtschaftspolitiker der CDU/CSU-Fraktion, Hartmut Schauerte, sagte dazu: „Tatsache ist, daß die Welle der Frührentner voll auf die Rentenkassen durchschlägt. Das heißt: Angesichts der bekannten gut 700.000 Fälle plus der Dunkelziffer, die ich auf 200.000 bis 300.000 schätze, kommen auf die Rentenkassen Neubelastungen von bis zu 100 Milliarden Mark zu.“

Die FDP-Bundestagsabgeordnete Gisela Babel befürchtet, daß die Rentenbeiträge schon zum Jahresende angehoben werden müssen. „Ohne eine beherzte Gegenstrategie wird es zu einer Erhöhung auf 19,9 Prozent in der Rentenversicherung kommen.“ Schauerte betonte: „Wenn der Arbeitsminister nicht massiver gegensteuert, würde mich ein Beitragssatz von 20 Prozent nicht überraschen.“

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