: Mit Mist- und Heugabeln gegen den Castor
■ Die Kampagne gegen den zweiten Castor-Transport nach Gorleben läuft an
Hannover (taz) – „Eine fünfstellige Zahl von AKW-Gegnern“ soll sich im Frühjahr gegen den Castor querstellen. Das hoffen die Vorsitzende der BI Lüchow-Dannenberg, Susanne Kamien, und die Landtagsabgeordnete Rebecca Harms von den wendländischen Grünen, die gestern die Aktionen zum geplanten Transport von Atommüll aus dem französischen La Hague nach Gorleben vorstellten. Den ersten Castor, der das Zwischenlager am 25. April vergangenen Jahres erreichte, hatten etwa 5.000 Menschen aufzuhalten versucht. „Der Polizeieinsatz für diesen Transport hat 55 Millionen Mark gekostet. Wir wollen den zweiten Transport noch einmal wesentlich verteuern“, so Kamien.
Starten will die BI die Kampagne mit einer Mist-und-Heugabel- Kundgebung an der Castor-Umladestation des Dannenberger Bahnhofs, wenn in Frankreich das Beladen des Behälters beginnt. Zu Ostern ist eine Aktion „Frühjahrsputz – wir räumen den Landkreis auf“ geplant, bei der AKW-Gegner an möglichst vielen Orten des Wendlands möglichst viele Ordnungskräfte beschäftigen wollen. Drei Wochenenden vor dem Transport sollen die Bahnstrecken zwischen Uelzen beziehungsweise Lüneburg und Dannenberg Objekt des zivilen Ungehorsams sein.
Für das darauffolgende Wochenende ist ein „Tag B“ geplant, der die maroden Eisenbahnbrücken zum Thema machen will, über die der Castor ins Wendland rollen soll. Die Strecke zwischen Uelzen und Dannenberg liege bereits seit Jahren still, die Deutsche Bahn repariere die Brücken längst nicht mehr, sagte Kamien. Die Brücken seien rissig, Eisenbahnschwellen seien auf der für Schwertransporte ungeeigneten Strecke angefault. Auf Unterstützung aus dem ganzen Bundesgebiet hofft die BI, wenn die Aktionen am Wochenende vor dem Transport, am Tag X minus, richtig beginnen. Das erwartet die BI für April oder Mai, wahrscheinlich für Anfang Mai.
Rebecca Harms hat die niedersächsische Landesregierung vor einem Umfallen gewarnt. Im Umweltministerium gebe es Überlegungen, einer Enteignung des Grafen Bernstorff zuzustimmen, der den größten Teil des Gorlebener Salzstocks besitzt. Die Landesregierung würde damit den wichtigsten Hebel gegen das Endlager aus der Hand geben.
Bereits am Sonntag haben Atomkraftgegner nach Polizeiangaben die Bundesstraße B 191 im Landkreis Lüchow-Dannenberg mit Bäumen und Ästen sowie zwei Gleisstücken blockiert, die aus einer 300 Meter entfernten Bahnstrecke gesägt worden seien. Am Tatort wurden Flugblätter gefunden: „Castor-Alarm. Tag X, jetzt erst recht.“ Jürgen Voges
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