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Stolz auf den Luxusliner

Die Vulkan-Werker haben zwar die Costa Victoria fast fertiggebaut, aber jetzt kneifen die Zulieferfirmen, weil sie um ihre Bezahlung fürchten  ■ Aus Bremerhaven Joachim Fahrun

Auf den zugigen Docks der Lloyd-Werft in Bremerhaven schwankt die Stimmung zwischen Resignation und trotzigem Stolz. Seit das neu gebaute Kreuzfahrtschiff Costa Victoria vorgestern nacht nach der Probefahrt vor Norwegen wieder am Kai festgemacht hat, wissen die bisher nur im Umbauen von Luxuslinern erfahrenen Werft-Werker: Wir können es. Der Kreuzfahrtschiff-Neubau läuft leise und vibriert nicht. Und Vibrationen seien der Alptraum eines jeden Passagierschiffbauers, sagt Ingenieur Georg Beisel.

Aber die Auflösungserscheinungen des Bremer Vulkan-Verbundes, zu dem die Lloyd-Werft gehört, bringen die Männer mit den blauen Schutzhelmen um die Früchte ihrer vielen Überstunden. Viele Zulieferfirmen hätten ihre Sachen gepackt und versuchten, ihr Material in Sicherheit zu bringen. Gestern morgen seien nur 945 der 1.800 Werker erschienen, die normalerweise auf den zwölf Docks arbeiten, sagt Lloyd-Geschäftsführer Werner Lüken. Nun sei der Auslieferungstermin am 15. Juni gefährdet. „Ich bin ganz sicher, daß das Schiff fertiggebaut wird und daß wir auch noch die Costa 2 ausrüsten“, meint dagegen ein Arbeiter. Der Rohbau des Nachfolgeauftrages Costa 2 liegt derzeit noch beim Vulkan in Bremen.

Aber so ganz scheinen die Lloyd-Arbeiter ihrem Optimismus nicht zu trauen. Sie wollen die Tore blockieren, um zu verhindern, daß Material abgezogen wird. „Wir haben vorsorglich schon mal Betonsperren ans Werkstor geschafft“, sagt ein Gewerkschafter, der in der halbfertigen Lounge im Heck der Costa den verwaisten Arbeitsplatz einer Fremdfirma inspiziert.

„Wir arbeiten noch heute, und dann schauen wir mal weiter“, erzählt ein Italiener, der mit einem Trupp aus Genua die Wände im Speisesaal der Costa verkleidet. Eigentlich sollten sie bis Juni bleiben, wenn das mit 74.000 Bruttoregistertonnen größte je in Deutschland gebaute Kreuzfahrtschiff nach einer Rekordbauzeit von nur 28 Monaten an die italienische Costa-Reederei übergeben werden sollte. Falls sich der Termin durch den Rückzug der Zulieferer verzögert, droht dem Vulkan-Verbund eine Konventionalstrafe von bis zu 20 Millionen Mark.

Eine Verspätung sei für ihn ein „big problem“, sagte der Vertreter der Costa-Reederei, Claudio Fornasini. Schließlich hätten die Vulkan-Firmen nur wegen ihrer zugesagten Schnelligkeit den Auftrag erhalten. Die Jungfernfahrt der Costa Victoria solle am 7. Juli von Venedig aus starten, die Crew sei engagiert, die Kabinenplätze verkauft. Daß die Reederei im Falle eines Konkurses der Lloyd-Werft mit einer vorgezogenen Zahlung unter die Arme greifen könnte, schloß Fornasini aus. Die noch ausstehenden 80 Prozent des Costa- Kaufpreises von 600 Millionen Mark würden vertragsgemäß erst bei Auslieferung überwiesen.

Mit welchem Geld die Werft dann die Zulieferer bezahlen will, ist völlig offen. „Wir werden halt irgendwie weiterbauen“, sagt ein Elektriker trotzig und wendet sich wieder den Kabeln zu, die er in einem Treppenschacht zu bändigen versucht. „Es wäre ein Jammer, wenn wir das zweite Costa-Schiff nicht auch noch bauen könnten“, so Ingenieur Beisel. Denn man habe für die Costa Victoria inzwischen patentierte Verfahren entwickelt. So werden zum Beispiel die 964 Kabinen an Land vorgefertigt und dann komplett nebeneinander in die langen Decks geschoben.

Der Stolz auf den Riesen an ihrem Kai bewahrt die Lloyd-Arbeiter davor, in Resignation zu versinken. Insgeheim hat sich die Spitze der Lloyd-Werft trotz aller beschworenen Loyalität mit dem Gesamtkonzern schon ihre Gedanken über eine Zeit nach dem Vulkan- Verbund gemacht. Mit der erfolgreichen Probefahrt habe die Werft ihren Marktwert für mögliche Übernahme-Interessenten sicher erhöht, glaubt Lüken. „Wir haben gezeigt, daß die Menschen an der Unterweser das Schiffbau-Handwerk verstehen“.

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