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Die Rückkehr der verlorenen Schwiegersöhne

■ Saddam Hussein will die reuigen Heimkehrer wie normale Bürger behandeln

Amman (dpa/taz) – Ein halbes Jahr nach ihrer spektakulären Flucht sind die Schwiegersöhne des irakischen Staatschefs Saddam Hussein, die Brüder Hussein Kamel und Hassan Kamel, wieder in den Irak zurückgekehrt. Nach Angaben der jordanischen Behörden überquerten sie am Dienstag abend in einem Autokonvoi die jordanisch-irakische Grenze.

Der frühere irakische Industrieminister und Chef aller Massenvernichtungsprogramme, Hussein Kamel, war am 10. August vergangenen Jahres gemeinsam mit seinem Bruder und den beiden ältesten Töchtern von Saddam Hussein, Raghad und Rana, nach Jordanien geflohen und hatte dort um politisches Asyl gebeten. In Jordanien standen die rund 30 Familienmitglieder unter dem Schutz von König Hussein von Jordanien und waren in einer Sicherheitszone außerhalb Ammans untergebracht.

Hussein Kamel hatte mehrfach von Amman aus zum Sturz der Bagdader Führung aufgerufen und vergeblich versucht, die irakische Auslandsopposition unter seiner Führung zu einen. Nach arabischen Zeitungsberichten sollen es auch mehrere Golfstaaten abgelehnt haben, ihn zu empfangen.

Die irakische Auslandsopposition hält Flucht und Rückkehr für eine abgekartete Familieninszenierung. Hussein Kamel habe den Auftrag gehabt, die irakische Opposition auszuspionieren. Auch die irakische Propaganda, Hussein Kamel hätte der UNO-Kommission zur Überwachung der irakischen Rüstung wichtige Dokumente vorenthalten, habe nur dazu gedient, das Regime in Bagdad von jeder Vertuschungsabsicht reinzuwaschen und die Schwiegersöhne als die Schuldigen am Elend der Iraker abzustempeln.

Wie die Flucht unterstützt auch die Heimkehr der verlorenen Schwiegersöhne das irakische Regime. Saddam Hussein kann jedenfalls behaupten, daß alles auf dem Wege der Normalität sei. Per Dekret der Führung sollen die Schwiegersöhne denn auch als „normale Bürger“ behandelt werden. Im Irak muß das nicht unbedingt etwas Gutes heißen.

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