: Des Seglers fette Beute
■ Sportvereine werden neuerdings von der Wirtschaftsbehörde subventioniert, sofern sie ein Yacht-Club an der Elbe sind
Das Segeln ist des Hanseaten Lust, und da möchte es sich nicht ausgerechnet die rheinische Frohnatur des Senats, der parteilose Hamburger Wirtschaftssenator Erhard Rittershaus, mit den sportlichen Nordlichtern zu Wasser verderben. Schließlich ist alles eine Sache der Verkaufsstrategie: Als „Vernunftlösung“ hatte Rittershaus den Verkauf des Wedeler Yachthafens an die Hamburger Yachthafengemeinschaft e.V. (HYG) in der vergangenen Woche angepriesen. Fünf Millionen Mark habe man herausschlagen können, freute er sich. Vorbei die Zeiten, in denen man jährlich fast eine halbe Million Mark im größten norddeutschen Yachthafen versickern ließe. Nur noch 17 Prozent der Unterhaltskosten müsse die Stadt, etwa für das Ausbaggern der Fahrrinne, zahlen.
Nur noch? 143.000 Mark als unbefristete Dauersubvention, damit die FreundInnen des Wassersports sich tideunabhängig den Winden hingeben können? Mit ziemlich exakt dieser Summe, nämlich 141.900 Mark, könnte zum Beispiel die älteste Bücherhalle Hamburgs, Kohlhöfen, erhalten werden. „Wie begründet die Behörde, daß auch künftig die HYG subventioniert werden soll, und zwar aus dem Wirtschaftsetat für die Erhaltung der Wassertiefe in diesem Privathafen?“, will GAL-Fraktionschef Willfried Maier deshalb in einer kleinen Anfrage vom Senat wissen.
Nach Informationen der GAL war der Verkaufspreis von fünf Millionen ohnehin schon geschenkt; Der Gutachterausschuß des Kreises Pinneberg hatte den Wert auf sieben Millionen geschätzt. Allein die Flächen sind 5,3 Millionen Mark wert; die schwimmenden Anlagen sind die kostenlose Zugabe. Also, schließt die GAL, müsse es sich wohl um eine indirekte Förderung des Segelsports handeln. „Segeln ist eine Sportart, und Sport wird vom Senat gefördert“, sieht der Statt-Chef und hauptberuflicher Mahner in Sachen Sparen, Achim Reichert, kein Problem in der Dauersubventionierung. Doch warum, fragt die GAL, „erfolgt sie über die Wirtschaftsbehörde?“
Die 2000 Mitglieder des Yachthafens zahlen für einen der 1800 Liegeplätze zwischen 800 und 1000 Mark jährlich. Kein anderer Hamburger Sportverein mit vergleichbaren Mitgliederzahlen erhält dauerhaft so viel Geld wie der Yachthafen. Die 2030 Mitglieder des Eidelstedter SV beispielsweise erhalten Zuschüsse von rund 30.000 Mark pro Jahr für ihre Übungsleiter. Läge der Verein nicht in einem sozialen Brennpunkt, wären es nach Schätzung des Vorstandsvorsitzenden Harz ein Drittel weniger.
20,4 Millionen Mark per anno stehen im Hamburger Haushalt zur Förderung der 750 Hamburger Sportvereine und ihrer 450.000 Mitglieder zur Verfügung. Würde man die Summe nach den Mitgliedern aufteilen, hätte jedes Anspruch auf 45,30 Mark Förderung jährlich. Bei 2000 Yacht-Hafen-Leuten wären das 90.666 Mark. Teilt man die 20,4 Millionen durch die Zahl der Vereine, hätte jeder Anspruch auf 27.200 Mark.
Die Yacht-Hafen-Subvention aber ist mehr als fünfmal so hoch...
Heike Haarhoff / Silke Mertins
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